Geldsystem

Unser Geld- und Wirtschaftssystem hat einen Konstruktionsfehler – Teil 5

Wie unser Geldsystem funktioniert und warum wir ständiges, exponentielles Wirtschaftswachstum brauchen, um das System am Leben zu erhalten, habe ich in den ersten drei Beiträgen (Teil 1, Teil 2, Teil 3) erklärt und im vierten Teil mehrere Videos für einen Kino füllenden Abend zum Thema zusammengestellt. Welche Konsequenzen der im Geldsystem begründete Zwang zum exponentiellen Wirtschaftswachstum auf den Wirtschaftskreislauf und unsere Umwelt hat, erklärt Annie Leonard im Film „The Story of Stuff“, dessen deutsche Version ich hier verlinkt habe:

Story of Stuff – German from Utopia.de on Vimeo.

Annie Leonard mag die Dinge vielleicht etwas vereinfacht und provokativ darstellen. An der Wahrheit der Inhalte ändert dies jedoch nichts. Ein Film, der zum Nachdenken anregt. Ebenfalls anregend und spannend inszeniert zeigt der 2003 unter der Leitung des Dozenten Stefan Jäger an der Filmakademie Baden-Württemberg entstandene und prämierte Film „Vom Reis“ in gekonnter Hollywood-Manier das Zusammenspiel zwischen Geldsystem, Staatsverschuldung, Politik und Korruption. Es ist Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen und ebenso deren Urheber.


Vom Reis – Kurzfilm über das Geldsystem

Prägnanter könnte man die Realität in einem Kurzfilm wohl kaum darstellen.

Unser Geld- und Wirtschaftssystem hat einen Konstruktionsfehler – Teil 2

Wem die Ausführungen im ersten Teil etwas zu komplex und unverständlich erscheinen, sollen ein paar Zahlenbeispiele den Konstruktionsfehler unseres Geld- und Wirtschaftssystems verständlich machen. Danach schauen wir die Beschleunigung der Aufblähung durch Finanzderivate an und für die Lesefaulen gibt’s am Schluss noch einen Film. Die ethischen, mathematischen und wahrnehmungspsychologischen Betrachtungen folgen im dritten Teil mit einem Ausblick auf mögliche Lösungsansätze, bevor es dann in Teil 4 und Teil 5 vor allem mit Videos weitergeht.

Zins und Zinseszins konkret

Wird ein Geldbetrag von 100 Franken zu 10 Prozent Zins angelegt, so wächst das Guthaben über eine Laufzeit von 50 Jahren auf rund 12’000 Franken an. Bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung von Investitionen werden die jährlichen Geldzuflüsse und -abflüsse bei der Berechnung des NPV (Net Present Value) in der Regel mit einem Zins von 12 Prozent abdiskontiert. Mit einer solchen Rendite können sich soziale und ökologische Projekte nicht messen.

Zinseszinskurve
Die Zinseszinskurve ist eine Exponentialfunktion

Ein weiteres Beispiel zeigt die Absurdität des Zinseszinses. Hätte Josef bei Jesu Geburt für diesen ein Sparkonto mit einer Einlage von 1 Cent eröffnet, wäre dieses bei einer Verzinsung mit 5 Prozent im Jahr 2000 1’125 Billiarden (15 Nullen) Erdkugeln aus Gold wert gewesen und bereits im Jahre 1400 hätte er eine ganze Erdkugel aus Gold kaufen können.

Continue reading

Die Bombe tickt und wird ignoriert

Die Welt schreit „Finanzkrise!“, die globale Finanzwirtschaft gerät ins Trudeln und verursacht eine Lawine von weiteren Krisen. Sogar dem Antiterror-Wolfgang im grossen Kanton bereitet die Finanzkrise weit grössere Sorgen als die hochstilisierte globale Terrorbedrohung durch fundamentalistische Islamisten. Das globale Geldsystem hat Blähungen, doch kaum jemand befasst sich ernsthaft mit den wahren Ursachen oder wagt es, sie zu nennen. Funds liquidieren ihre Positionen im grossen Stil. Es sind noch längst nicht alle Blasen geplatzt. Die US-Automobilindustrie ist arg in Schieflage und auch von der Kreditkartenblase in den USA wird immer wieder gesprochen. Aber alle scheinen wie gelähmt zu sein und die Fakten zu ignorieren. Trotzdem dominiert das Thema die Medien. Die Rufe der Experten in Sachen Klimakatastrophe verhallen um Wind. Die Nahrungs- und Gesundheitsprobleme in den Entwicklungsländern geraten in Vergessenheit.

Das sind typische Symptome eines Schocks. Continue reading