Month: Januar 2007

Traffic als Motor des Internets

Traffic gilt heutzutage als der Motor des Internets. Um diesen zu generieren, ist es wichtig und unverzichtbar, in den Suchmaschinen (allen voran Google) gut positioniert zu sein, d.h. einen möglichst hohen „Page-Rank“ zu haben und so auf den vordersten Ergebnisseiten einer Suche zu erscheinen. Die Suchmaschinen sind schon länger zu einem wirtschaftsbestimmenden Faktor im Markt geworden – mit weitreichenden Konsequenzen für viele klassische Geschäftsmodelle.

Die Besucherfrequenz ist im Detailhandel ein Indiz für den Umsatz und korreliert bei genügend grossen Zahlen ganz gut damit. Dieses Modell wird gerne auch auf das Web übertragen. Der Wert von Websites wird dem entsprechend oft auf der Basis ihrer Besucherzahlen geschätzt. So kommen Preise wie die 1.35 Mia. USD für youtube zustande, auch wenn die Website (noch) gar keine Erträge erwirtschaftet. Dass sie es jemals werden, bezweifle ich ganz stark. Ich frage mich, ob auch der Wert von Kaufhäusern auf der Basis von nichts kaufenden Besuchern gemessen werden könnte. Jedenfalls ist mir keine solche Schätzung bekannt. Wie die Konversion dieser Besucher zu zahlenden Kunden erfolgen soll, ist mir ebenso schleierhaft. Aber wahrscheinlich sollen sie gar kein Geld ausgeben sondern sich lediglich von (meist nervender) Werbung berieseln lassen. Dies soll anscheinend durch eine Plattformerweiterung zum werbefinanzierten Medium erfolgen. Ob dann Websites wie youtube und myspace für die Besucher allerdings noch attraktiv sind oder ob die Werbung eher als störender Fremdkörper die Community-Mitglieder abschreckt, wird sich sicher bald zeigen.

Dass keine Dienstleistung ganz kostenlos sein kann, leuchtet jedem grundsätzlich ein. Schliesslich verursachen sowohl der Traffic als auch der Content Kosten für Erstellung, Infrastruktur und Unterhalt, die irgendwie auf die Verursacher überwälzt werden müssen. Wenn dies nicht in Form von Gebühren möglich ist, muss es über Werbeeinnahmen geschehen, welche die werbetreibenden Anbieter wiederum auf die Preise ihrer Produkte draufschlagen. Der Konsument bezahlt für jede Dienstleistung in irgendeiner Form. Wir alle nehmen ein gewisses Mass an’Belästigung‘ durch Werbung in Kauf, solange der gebotene Gegenwert in einem akzeptablen Verhältnis dazu steht. Beim Fernsehen, dem Radio und den Printmedien haben wir uns bereits daran gewöhnt und haben gelernt, dieser Belästigung (sofern wir sie als solche empfinden) aus dem Weg zu gehen und sie so auf ein erträgliches Mass zu reduzieren. Auch im Web werden wir dies bestimmt noch lernen. Dann werden die Kosten durch Werbeeinnahmen weiterhin gedeckt, die sich mit genügend Traffic entsprechend rechtfertigen lassen. Traffic ist eben der Motor des Internets.

Escrow-Dienstleistungen bei Weblaw

Weblaw bietet nun auch Escrow-Dienstleistungen für Software an. Kunden können sicherstellen, dass der Source Code der Software, die sie von einem Anbieter einsetzen, einschliessilch der zugehörenden Dokumentation sicher aufbewahrt wird und sie im Notfall Zugriff darauf haben, auch wenn der Hersteller nicht mehr am Markt sein sollte. Dies ist unter anderem für eine Bewertung der operativen Geschäftsrisiken im Hinblick auf Basel II wichtig. Auch für den Software-Entwickler ist die Sicherstellung der Geheimhaltung des Source Codes von grossem Interesse zur Wahrung seines Geschäftsgeheimnisses. Die spezifische, auf die individuellen Bedürfnisse der Parteien zugeschnittene Ausgestaltung der Hinterlegung von Software ist sowohl technisch als auch juristisch anspruchsvoll und bedarf eines umfassenden Wissens in beiderlei Hinsicht. Die Zahl der Software Escrow Agents ist entsprechend immer noch relativ bescheiden gemessen am Marktbedürfnis. Umso erfreulicher ist es, einen weiteren kompetenten Agent am Schweizer Markt zu haben. Danke Weblaw!

Blogs und Wikis – Ein moderner Abklatsch des FidoNet

Blogs und Wikis sind heue der letzte Schrei in der Gemeinschaft von Selbstdarstellern und Exhibitionisten einer Generation, der ich eigentlich schon fast entwachsen bin. Totzdem nehme ich mit dieser Site am bunten Treiben teil, damit die demographische Verteilung auch im Internet stimmt. Als wir noch kein Internet zuhause hatten, war das FidoNet die angesagte Art und Weise der computerbasierten, vernetzten Kommunikation. Zum Internet hatten wir nur im Studium Zugang. Alles war textbasiert und umständlich zu bedienen. Das FidoNet war ein Mailbox-Netz und einfacher zu bedienen. Die hohen Telefonrechnungen für die teuren Modem-Verbindungen nahmen wir in Kauf. Bei der ersten Rechnung, die ich erhielt, nachdem ich mir für ‚günstige‘ DM 400.- ein nicht BAKOM-geprüftes Zyxel-Modem mit 16.8 kpbs zugelegt hatte, blieb mir fast die Luft weg.

Auch damals gab es schon E-Mail, File Sharing, Blog und Wiki – wir nannten es (mit Ausnahme von E-Mail) nur etwas anders. Dem Bulletin Board System (BBS) von damals entspricht heute die Domain mit Website im Internet. Auch BBSs, die ihr Geld mit kostenpflichtigen bunten Bildern von Personen im Adam- oder Eva-Kostüm verdienten, gab es damals schon. Mehrere BBSs hatten ihren Newsletter, den man abonnieren konnte. In den Echos (so nannten wir die Diskussionsforen) wurde heftig diskutiert. Spam kannten wir nicht, denn praktisch alle Teilnehmer hielten sich an die Fido-Policy. Wer dies nicht tat, wurde von der Gemeinschaft geächtet und ausgesperrt. Wir waren ein demokratisch organisiertes Peer-to-Peer-Netz, dem man sich nur über persönliche Kontakte anschliessen konnte. Die selbstgewählte Hierarchie und die soziale Kontrolle im Netz funktionierten. Mit der Einwahl über einen ISP wurde der Zugang zum Internet massiv vereinfacht und verbilligt. Mit dem Einzug des WWW verschwand das FidoNet fast schlagartig (bis auf ein paar wenige renitente Fido-ler in Osteuropa und Russland).

Heute erinnert sich kaum noch jemand an das FidoNet. Nicht, dass ich alten Zeiten nachweine. Jedes Pioniertum hat irgendwann sein Ende, wenn seine Errungenschaften zum Allgemeingut werden. Das ist auch gut und richtig so. Nur leider bleiben bei diesem Vorgang oft auch wertvolle Errungenschaften auf der Strecke und geraten in Vergessenheit. Zum Teil werden sie später neu erfunden und der Welt unter einem neuen Namen als revolutionäre Erfindung verkauft. Alter Wein in neuen Schläuchen eben. Was einem schliesslich noch bleibt, ist der Stolz, einmal ein Pionier gewesen zu sein.

Web 2.0 – Fiktion oder Wirklichkeit?

Alle reden vom Web 2.0 und keiner kann es wirklich definieren. Es scheint sich hierbei um einen Begriff für etwas nur schwer Fassbares zu handeln. Wahrscheinlich nicht ganz grundlos sehe ich da gewisse Parallelen zu den sich als Seifenblasen entpuppten Werbesprüche der ersten Hype-Welle.

Interaktivität heisst das Zauberwort von Web 2.0. Als ob das Web bisher nicht interaktiv gewesen wäre. Jede Software mit Benutzerschnittstelle ist interaktiv. Das haben Benutzerschnittstellen eben so an sich. Ich gebe etwas in ein Eingabefeld ein, klicke auf einen Knopf oder auf einen Link und die Applikation reagiert mit einer neuen Anzeige. Als ob dies revolutionär wäre, nur weil man es Web 2.0 nennt. Das gibt es doch schon, seit die Lochstreifen von Bildschirm und Tastatur abgelöst wurden – und das ist doch schon eine ganze Weile her.

Ich selber habe das in meiner Jugend gerade noch so am Rande mitbekommen. Aufgewachsen bin ich mit den ersten programmierbaren Taschenrechnern von Casio, dem Sinclair ZX-81 und dem Commodore VC-64, auf dem ich meine ersten Zeilen in Basic programmiert habe. An meinen ersten eigenen PC mit EGA-Monitor, 512 kB RAM und einer 20 MB Harddisk sowie an mein Trauma mit der ‚Stapelverarbeitungsdatei‘ (bis dahin kannte ich nur das ‚batch file‘) kann ich mich noch gut erinnern. Seither sind viele neue Technologien in der Informatik an mir vorbeigezogen und haben ihre Spuren auch in meinem Lebenslauf hinterlassen.

Nun ist das Web 2.0 dran, aber ich kann nicht behaupten, dass ich dabei etwas wirklich Neues entdecken kann. Die Marketing-Päpste werden das schon richten.

Das Stalking-Paradigma der Online-Werbung

Die aktuellen Formen der Online-Werbung nerven nicht nur mich sondern auch alle meine Freunde und Bekannten. Praktisch alle basieren sie auf einer Push-Strategie, die aggressiv in meine Privatsphäre vordringt. Und dies in einem Pull-Medium, das vor allem von der Selbstbestimmung seiner Nutzer geprägt wird. Sie nennen das „Behavioral Targeting“. Ich nenne es das Stalking-Paradigma und nerve mich weiter. Nicht umsonst ist Stalking in anderen Ländern eine Straftat, die von Amtes wegen verfolgt wird.