Month: Juli 2008

Google hat den Zenit überschritten

Google LogoDer Umsatz des Suchriesen von 5.37 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal ist zwar ganz beachtlich (siehe Googles Pressemitteilung) und im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 39%. Dabei findet dieser Wachstum (erwartungsgemäss) hauptsächlich ausserhalb der USA statt. Aber mit 1.247 Millionen sinkt der Netto-Gewinn erstmals, denn die Anzahl der „bezahlten Klicks“ geht zurück, was als vorlaufender Indikator für die kommenden Ergebnisse zu sehen ist. Die Analysten haben mehr erwartet und sind nun trotz des (noch) guten Ergebnisses enttäuscht. Prompt sackte der Kurs der Google-Aktie deutlich unter die Marke von USD 500.

Das Ergebnis bleibt nicht ohne Folgen. Es werden Projekte auf Eis gelegt oder ganz gestrichen, neue Mitarbeiter werden auch nicht mehr so viele eingestellt wie auch schon, Mitarbeitervergünstigungen werden eingeschränkt und auch am Salatbuffet gibt es statt der bisherigen Auswahl von zehn Salaten nur noch deren fünf. Das zeigt, dass Google selber das bisherige Wachstum als deutlich gebremst sieht und deshalb selber rechtzeitig auf die Kostenbremse tritt.

Wenn schon nicht beim Datenschutz, so ist Google wenigstens bei den Finanzen recht transparent. Naja, wer so viel Geld an der Börse aufnimmt, muss seinen Aktionären zeigen, was damit geschieht. Allerdings ist es nicht ganz so einfach, die Zahlen eines sonst sehr intransparenten Unternehmens richtig zu interpretieren.

Ermüdungstaktik beim Abbau von Grundrechten

Reinhard Jellen führte bei Telepolis mit Heiko Habbe, einem Redakteur des Grundrechte-Reports, ein Interview zu den Entwicklungen und Wirrungen der Informationsgesellschaft und der Verfassungswirklichkeit. Die Rechtsvereinheitlichung im europäischen Raum stellt eine der grössten Herausforderungen für Europa in diesem und dem nächsten Jahrzent dar und führt in der Praxis immer mehr zu einem schleichenden Abbau von Grundrechten, den wir nicht einfach so hinnehmen dürfen.

Sicher im Internet unterwegs

(Dieser Beitrag wurde zuletzt am 17.08.2008 aktualisiert)

Immer wieder werde ich bei Problemen im Zusammenhang mit Computer und Internet um Rat gefragt. Der voliegende Beitrag ist eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen dazu. Er zeigt die Probleme, welchen wir im und durch das Internet ausgesetzt sind, und liefert einfache Lösungen (sozial, technisch, rechtlich).

Datenschutz und ein Recht auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung gibt es zwar auf dem Papier. Diese Rechte aber in der Praxis durchzusetzen, ist alles andere als einfach. Zudem ist es schon erschreckend, mit welcher Unbedarftheit und Naivität manche Zeitgenossen Informationen über sich und ihr soziales Umfeld im Web mehr oder weniger freiwillig preisgeben. Auch mit dem sicheren Umgang mit Internet-Applikationen sowie der Einrichtung der Infrastruktur tun sich viele äusserst schwer. Trotzdem hält die Mehrheit der PC-Nutzer Daten im Netz für sicher, obwohl der Besuch im Web immer gefährlicher wird. Die Meisten kümmern sich erst wirklich darum, wenn sie bereits Opfer von Persönlichkeitsverletzungen wie Cyberbullying, Datendiebstahl wie Passwortklau beziehungsweise Phishing, Spam oder sonstigen Attacken, Betrug oder Datenmissbrauch geworden sind, oder erst dann, wenn ihr Rechner einem Virus oder Trojaner zum Opfer gefallen ist oder zum ferngesteuerten Zombie-Rechner in einem Botnetz geworden ist.

Dabei wäre es gar nicht so schwer, mit bereits minimalsten Vorkehrungen das Leben im Cyberspace relativ sicher zu gestalten (obschon eine 100 prozentige Sicherheit gar nicht möglich ist). Deshalb habe ich im Folgenden ein paar grundsätzliche Verhaltensregeln, Anwendungen und Konfigurationsbeschreibungen zusammengestellt, die ein weitgehend sicheres Wandeln im Internet ermöglichen, auch ohne auf datenschutzproblematische, werbefinanzierte Dienstleistungen verzichten zu müssen.

Dieser Beitrag richtet sich auch an technisch weniger versierte Benutzer mit minimalsten IT-Grundkenntnissen und soll ihnen einen sichereren Umgang mit dem Internet sowie den Zugang zu weiter führenden Informationen ermöglichen. Daher ist der ganze Text gespickt mit Links. Wer Details zu einem betreffenden Stichwort wissen möchte, folgt einfach diesen Links. Zusätzlich finden sich Links zu anderen Websites und lesenswerten Beiträgen am Ende des Artikels.

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Der digitale 09/11 ist nahe

So wie die Flugzeuge, die am 9. September 2001 in die Türme des World Trade Centers in New York flogen, die ganze Weltwirtschaft und das Sicherheitsverständnis der westlichen Zivilisation erschütterten und zugleich nachhaltig veränderten, könnte schon bald das Gleiche mit noch um ein Vielfaches weitreichenderen und nachhaltigeren Konsequenzen im Internet in Form eines digitalen 09/11 passieren. Ein über das Internet geführter Krieg könnte innert wenigen Tagen die Welt verändern. Horror-Szenario eines Science-Fiction Romanautors? Mitnichten! Ganz nach Murphy’s Gesetz geschehen unliebsame Ereignisse und Katastrophen nicht, weil sie geschehen müssen sondern weil sie geschehen können, ohne dass es einen genauen Zeitplan dazu gibt.

Die technischen Möglichkeiten sind vorhanden und wenn jetzt auch noch jemand oder gar eine ganze Gruppe von Leuten mit dem dafür nötigen Fachwissen und genügend krimineller Energie das Eintreten eines solchen Ereignisses mit allen Mitteln forciert, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es wirklich eintritt. Schliesslich hatte auch niemand damit gerechnet, dass jemals zwei Passagierflugzeuge ins WTC fliegen könnten. Aber es ist dennoch passiert. Zu allem war die Ausführung dieses Flugkünstsücks gar nicht einmal so einfach. Das Internet lahm zu legen, wäre dagegen schon fast ein Kinderspiel oder eine herausfordernde Übung für Informatik-Studenten. Schliesslich sind Ingenieure bekanntlich die bessereren Terroristen und über 80 Prozent der Unternehmen geben zu, für Hacker-Angriffe verwundbar zu sein.

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Das neue Newsnetz der tamedia

tamedia konzentriert die Online-Auftritte ihrer grossen Tageszeitungen. Unter der Marke  „Newsnetz“ werden künftig der Tages Anzeiger, die Berner Zeitung und die Basler Zeitung im Online-Bereich vereint bzw. vereinheitlicht. Information Architects zeigt, wie das Design entstanden ist und gibt einen Vorgeschmack darauf, wie das Newsnetz aussehen wird. Es freut mich doch immer wieder, wenn man auf Leute und Unternehmen trifft, die ihr Handwerk noch verstehen.

„Scroogled“ auf Deutsch

In einem Kommentar von Nenomin bei Gerald Reischls Google-Falle-Website bin ich auf die deutsche Übersetzung von Christian Wöhrl des Kurzromans „Scroogled“ von Cory Doctorow gestossen, der unter Beachtung der CC-Lizenzbestimmungen gerne weiterverbreitet werden darf (und soll). „Scroogled“ ist die Kurzform für „Screwed by Google“ und heisst auf Deutsch soviel wie „Von Google verarscht“. Wer spannende Krimis und Thriller mag und Google kennt, mag auch diese Geschichte.