Month: Juni 2009

Neues aus Absurdistan 1

Immer wieder treffe ich auf Meldungen aus den Reichen von Absurdistan, Perversien und Matto, über die ein halbwegs vernünftiger Zeitgenosse nur verwundert den Kopf schüttelt oder einfach herzlich lacht. Darüber ausführlich zu schreiben, fehlt mir aber oft die Zeit. Deshalb habe ich mich entschlossen, diese Fundstücke in einer losen Beitragsreihe mit wenigen Worten zu kommentieren und unter der Rubrik „Neues aus Absurdistan“ zu veröffentlichen.

Die Regierung Deutschlands hat sich tief verschuldet und viel Geld für die Wirtschaft locker gemacht, doch die ist noch gar nicht bereit, die bereit gestellten Fördermittel zur Konjunkturstimulierung einzusetzen: Quelle. Die Konjunkturförderung scheint wirklich gut durchdacht zu sein ;-)=)

Lugano reinigt neuerdings die Luft mit einem Freiluft-Staubsauger: Quelle.
Das erinnert mich an den Film „Der Querkopf“ (La zizanie) von Louis de Funès, in welchem er als Erfinder und Fabrikant 3’000 Exemplare seiner riesigen Luftreinigungsmaschine für ein paar Japaner produzieren muss und dazu kurzerhand seine Villa zum Ärger seiner Frau zur Fabrik umfunktioniert.

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Die USA sind (fast) kreditwürdig

Der Adler sagt: Die USA ist nicht pleite

Nun vergibt auch Moody’s der USA als Schuldner ein „Triple-A“-Rating, nachdem schon Standard & Poor’s die Bestnote vergeben hat. So will man die Zinsen für die US-Schuldverschreibungen tief halten und den US-Dollar als Leitwährung stützen. Da weiss man dann auch, was von diesen Rating-Agenturen zu halten ist und wie unabhängig sie sind.

Die ganze Szene ist völlig absurd und gleicht einer Runde von Alkohlikern, die sich gegenseitig belügen und behaupten, kein Problem mit dem Alkohol zu haben – nur eben ohne. Und dann bechern alle gleich tüchtig weiter. Prost Weltwirtschaft!

Je länger der Crash hinausgezögert wird, desto grösser wird er sein. Ich bezweifle jedoch, dass unsere Kinder bereit sind, die Suppe auszulöffeln, die wir ihnen jetzt einbrocken. Die Revolution scheint unvermeidbar und wird wohl nicht mehr aufzuhalten sein. Wirtschaftverbrecher sollten dann wie Kriegsverbrecher vor einem internationalen Tribunal abgeurteilt werden.

Geld und Religion

Das Geldsystem ist zur Religion geworden und Religionen wurden monetarisiert. Bei näherer Betrachtung haben beide viel mehr Gemeinsamkeiten als man auf den ersten Blick annehmen würde, denn Glaube und Vertrauen zählen zum Kerngeschäft der Kirchen wie auch der Banken. Der Glaube ihrer „Kunden“ an gemeinsame Werte hält beide zusammen. Doch obwohl die Werte der Kirche und der Banken grundverschieden sind, lassen sich teils erstaunliche Gemeinsamkeiten erkennen. Im Folgenden habe ich meine Erkenntisse als Nonkonformist zusammengefasst.

Religion und Geld sind Weggefährten

OpferstockDie Entstehung und die Geschichte des Geldes sind eng mit jener der Religionen verknüpft und der Zusammenhang zwischen Geld und Religion zieht sich durch bis in die Neuzeit. Bereits in der Antike wurden die Götter mit Geld als Opfergabe besänftigt. Dies setzte sich im Mittelalter im Ablasshandel fort, der als Perversion des Busssakramentes den Gläubigen bei Erfüllung bestimmter Leistungen und speziell bei Zahlung eines bestimmten Geldbetrages den Erlass von irdischen Strafen und die Verkürzung der Reinigungszeit im Fegefeuer nach dem Tod versprach („Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt“). Der Kirche bescherte der Ablasshandel einen reichen Geldsegen. Ob dies nun auf ein religiöses Missverständnis oder eine bewusste Missinterpretation zurückzuführen ist, bleibt wahrscheinlich unbeantwortet. Jedenfalls besteht das Busssakrament nicht bloss aus der Satisfactio (Genugtuung, Wiedergutmachung) sondern setzt die Reue der sündhaften Tat sowie das explizite Sündenbekenntnis voraus. Noch heute zeigt sich aber vielerorts die Vorstellung, dass mit Geld alles käuflich wäre.

Die Religion einer jeden Kultur definiert und prägt ihr Wertesystem, an dem sie alle Taten und Dinge misst, wie auch das Geldsystem die Wirtschaft prägt und die Rahmenbedingungen (zum Beispiel den Zwang zu exponentiellem Wirtschaftswachstum) vorgibt. Wie die Religion hat auch Geld eine normative Funktion, das heisst eine Funktion als Wertmassstab. Bei beiden entsteht dieser über einen Wertekonsens, der sich heute bei beiden im Umbruch befindet.

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