Die Welt schreit „Finanzkrise!“, die globale Finanzwirtschaft gerät ins Trudeln und verursacht eine Lawine von weiteren Krisen. Sogar dem Antiterror-Wolfgang im grossen Kanton bereitet die Finanzkrise weit grössere Sorgen als die hochstilisierte globale Terrorbedrohung durch fundamentalistische Islamisten. Das globale Geldsystem hat Blähungen, doch kaum jemand befasst sich ernsthaft mit den wahren Ursachen oder wagt es, sie zu nennen. Funds liquidieren ihre Positionen im grossen Stil. Es sind noch längst nicht alle Blasen geplatzt. Die US-Automobilindustrie ist arg in Schieflage und auch von der Kreditkartenblase in den USA wird immer wieder gesprochen. Aber alle scheinen wie gelähmt zu sein und die Fakten zu ignorieren. Trotzdem dominiert das Thema die Medien. Die Rufe der Experten in Sachen Klimakatastrophe verhallen um Wind. Die Nahrungs- und Gesundheitsprobleme in den Entwicklungsländern geraten in Vergessenheit.
Das sind typische Symptome eines Schocks. Das Gehirn vermag die Komplexität und Geschwindigkeit der Ereignisse nicht mehr rational zu verarbeiten. Für unsere Generation ist die Situation neu. Wir können nicht auf Erfahrungswerte und bewährte Verhaltensmuster zurückgreifen. Emotionen fangen an zu brodeln, werden aber zumindest vorläufig noch unterdrückt. Zu gross ist die Angst vor unkontrollierten Gefühlsausbrüchen, die im Chaos münden könnten. Statt dessen werden langsam Urinstinkte geweckt. Angriff oder Flucht? Dass Stammhirn kann sich noch nicht entscheiden. Paralyse und Ignoranz haben vorläufig die Oberhand.
Niemand kann behaupten, nicht rechtzeitig gewarnt worden zu sein. Doch wie soll man als Individuum darauf reagieren? Über das Internet verbreiten sich die Neuigkeiten innert Sekunden auf dem Globus und täglich sind es deren gut ein Dutzend. Viele der Fakten – nicht ganz alle – sind allgemein bekannt. Doch mag man diese Meldungen gar nicht mehr hören. Man ist ihrer überdrüssig und müde. Die Aufmerksamkeit lässt nach.
Die Situation nimmt schon langsam groteske Züge an. Die Szene gleicht einem in Seenot geratenen Luxusdampfer, der inmitten von Eisbergen nur noch bedingt manövrierfähig ist. Und es ist dunkle Nacht. Trotzdem spricht man lieber über die bevorstehende Lohnrunde und darüber, wie man seinen Chef in dieser Hinsicht motivieren und grosszügig stimmen könnte. Es herrscht immer noch irgendwie Partystimmung auf dem Boot, doch wirklich feiern mag trotzdem niemand. Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.
Galgenhumor ist, wenn man trotzdem lacht. Na, dann feiern wir halt eine Runde und trinken eins auf die Gemütlichkeit. Das hebt die Stimmung und stärkt die Moral. Prost! 🙂
Da bist Du sicher nicht der einzig Unzufriedene – aber die Frage ist: Was tun? Falls man Nichts tun kann, wäre feiern ja nicht das Falsche 😉 .
Was kann ich als Einzelner tun – das sollte ich mich fragen und dann entsprechend handeln – nicht nach den Anderen schielen, oder?