Year: 2008

Die Finanzkrise aus ethischer und systemtheoretischer Sicht

Durch meine langjährige Tätigkeit in der Informatik für die Finanzindustrie sind mir deren Mechanismen nicht verborgen geblieben. Als Informatik-Ingenieur mit betriebswirtschaftlichem Nachdiplomstudium wage ich daher eine sachliche und emotionslose Analyse der aktuellen Finanzkrise, wie ich sie von meiner Arbeit gewohnt bin und die ich in den Medien sehnlichst vermisse.
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Dynamische IP-Adressen sind keine personenbezogene Daten

IP-Adresse

Das Amtsgerichts München hat entschieden: dynamische IP-Adressen sind keine personenbezogene Daten. Damit stellen sich die Münchner gegen das Urteil des Amtsgerichts Berlin Mitte. Das Urteil hat eine sehr hohe Relevanz für die gesamte Internetbranche, denn jeder Webserver speichert normalerweise die technischen Daten der aufrufenden Clients und damit auch die IP-Adressen in den Server-Logs.

Leider differenziert das Gericht zu wenig hinsichtlich der Umstände, unter denen diese Daten erhoben werden. Eine dynamische IP-Adresse sei nur theoretisch einem einzelnen Benutzer zuzuordnen. Praktisch verfüge jedoch nur der Internet-Provider über diese Informationen und im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung hat das Bundesverfassungsgericht klar hohe Hürden für die Verwendung dieser Daten aufgestellt. Solange ein Benutzer sich nicht auf einer Website anmeldet (d.h. sich identifiziert) und die Daten der einzelnen Website-Betreiber nicht zusammengeführt und verknüpft werden, ist dies auch korrekt so. Problematisch wird es allerdings, wenn eine Website zum Beispiel Google-Analytics verwendet. Da ca. 80 Prozent der relevanten Websites Google Informationen über ihre Besucher sammeln lassen, ist das Problem noch lange nicht abschliessend geklärt. Das Urteil aus München dürfte nur vorübergehend für Freude bei den Suchmaschinenbetreibern und Werbemessern sorgen.

Die freie Marxwirtschaft rettet den Kapitalismus aus der Finanzkrise

Die aktuelle Finanzkrise schüttelt die Börsen und strapaziert die Nerven der überbezahlten Finanzjongleure. Der Kapitalismus hat auf’s Kläglichste versagt. Von nur einer vorübergehenden Schwäche des Systems kann hier kaum mehr die Rede sein. Es steht unverkennbar ein Systemwechsel an, auch wenn viele es noch nicht wahrhaben wollen. Soll es nun der Marxismus richten? Nachhaltige Erfolge kann dieser schliesslich auch nicht ausweisen. Ist es sinnvoll und wünschenswert, dass der Staat wieder mehr eine aktive Führerrschaft in der Finanzwirtschaft übernimmt? Hat die freie Marktwirtschaft ausgedient? Ist das die Renaissance von Planwirtschaft und staatlicher Regulierung? Ich wage einmal eine Betrachtung, die über das mehrheitlich sinnfreie Gelaber der Medien hinausgeht.

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Skype ist nicht vertrauenswürdig

Tom-Skype, ein gemeinsames Tochterunternehmen der Hongkonger Tom Group und der US-amerikansichen Skype-Mutter eBay, überwacht mit der chinesische Variante von Skype die Kommunikation von Skypern in China. Nachrichten werden auf vermeintlich heikle politische Inhalten hin untersucht und im Falle eines Treffers blockiert und auf unsicheren Servern gespeichert, heisst es in einem Bericht von Computerfachleuten und Menschenrechtsaktivisten der Forschergruppe Citizen Lab von der Universität Toronto.

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Biometrische Schweizer Pässe und Identitätskarten kommen vors Volk

Das Referendum gegen Überwachungsstaat und Identitätsdiebstahl steht! Dem überparteilichen Referendumskomitee gegen Biometrische Schweizer Pässe und Identitätskarten ist es anscheinend gelungen, die nötigen Unterschriften für das Zustandekommen des Referendums zu sammeln. Herzlichen Glückwunsch! Zwischen 52’000 und 60’000 Unterschriften sollen es sein. Genau sagen konnten es die Initianten heute noch nicht, da relativ viele Unterschriften erst in letzter Minute eintrafen und noch nicht verifiziert und gezählt werden konnten.

Der Erfolg ist aus gleich mehreren Gründen besonders bemerkenswert:
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Soziale Netzwerke pfeifen auf Datenschutz

…, aber jedes ein bisschen anders. Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT), hat sechs soziale Netzwerke (Xing, Facebook, MySpace, LinkedIn, StudiVZ und Lokalisten) hinsichtlich Datenschutz untersucht. Die Studie „Privatsphärenschutz in Soziale-Netzwerke-Plattformen“ (PDF) ergab: „Hinsichtlich des Privatsphärenschutzes konnte keiner der getesteten Dienste überzeugen. Viele Plattformen sind nur in einigen wenigen Punkten gut oder zeigen nur teilweise gute Ansätze.“

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1000 km Dollar in den Sand gesetzt und die nächste Blase wartet schon

fallende BörsenkurseDie gute Nachricht vorweg: diesmal kann die neue Staatsverschuldung nicht der Informatik angelastet werden. Schuld ist die Gier vieler Menschen, die als Individuen in der Masse der Geier und Heuschrecken untergehen. In der Kolumne von Nachrichten.ch beschreibt Patrik Etschmayer eindrücklich, wieviel die US-Finanzkrise in 100 Dollar-Scheinen kostet:

„Nach bereits erfolgten Abschreibungen verschiedenster Banken in der Höhe von mehr als 300 Mrd. US-Dollar springt die US-Regierung nun mit sage und schreibe 700 Mrd. US-Dollar in die Bresche und will damit die US-Banken aus der Immobilien-Krise raus hauen. […] Geht man davon aus, dass eine 100 Dollar-Note etwa 1/10 mm dick ist, ergäbe dies einen Turm von 1000 km Höhe, mehr als doppelt so hoch wie die Umlaufbahn der Internationalen Raumstation ISS …“

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Die nächste Stufe beim Datenschutz-GAU

Der Datenschutz ist mittlerweile de facto schon abgeschafft und viele Politiker und Sicherheitsfanatiker überlegen sich nur noch, wie man das Kind endgültig und doch sozialverträglich beerdigen kann. Auf der Suche nach neuen Geschäftmodellen für das Internet und bei meinen Datenschutz-Zukunftsszenarien bin ich nun auf noch brach liegende „Nutzenpotenziale“ gestossen, deren Erschliessung sicherlich nicht mehr lange auf sich warten lassen wird.

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Alles Beta oder was?

Alles BetaUm Google’s Chrome Browser wurde in letzter Zeit viel Wind gemacht. Nachdem sich die erste Aufregung nun etwas gelegt hat, gelingt es uns vielleicht, die ganze Sache nüchtern und emotionslos zu betrachten. Zusammenfassend kann Folgendes festgehalten werden. Mit Datenschutz ist gar nichts bei Google. Was Google selber als Datenschutz bezeichnet, ist nicht einmal das Papier wert, auf dem es geschrieben steht. Vielleicht wird es gerade deshalb nur elektronisch im Web publiziert. Mit Chrome wollte Google das Web neu erfinden und vor allem für seine eigenen Tools und Dienste eine Plattform sowie einen garantierten Datensammel- und Werbe-Kanal zu den Benutzern schaffen. Ganz nebenbei wollte der Suchgigant seinem Konkurrenten Microsoft eins auswischen und Marktanteile streitig machen. Chrome vereint einen modernen aber noch nicht ausgereiften Web-Browser mit allen Annehmlichkeiten der integrierten Ad- und Sypware.

Die Kinderkrankheiten von Software entschuldigt man gerne, indem man bei der ersten Veröffentlichung zuerst einmal ein „Beta“ hinter den Produktnamen hängt. Die Auslieferung von unreifer Software war bisher vor allem die Domäne von Microsoft. „Bananaware“ nennt man solche Software, die beim Kunden reift. Und der grosse Fenster-Hersteller war damit jahrelang quasi der weltweit grösste Bananenproduzent. Windows XP und Office 2003 laufen jedoch mittlerweile seit ein paar Jahren recht stabil. Vielleicht war es deshalb wieder einmal Zeit, die Fangemeinde mit einer neuen unreifen Windows- und Office-Version zu beglücken. Vista? Ja, hab ich gesehen und gleich wieder archiviert. Frisst mir unnötig viel Rechenleistung, ohne mir einen entsprechenden Gegenwert zu liefern. Also weg damit! Auch Office 2007 bietet mir keine nützlichen neuen Funktionen. Man hat hauptsächlich am GUI optimiert, so dass langjährige, eingefleischte Office-Benutzer nichts mehr finden und gerne wieder auf die 2003-er Edition downgraden.

Schon aufgefallen? Mit Ausnahme der Suchmaschine ist bei Google alles Beta. Man will mit noch unausgereiften Produkten bereits Märkte (vor-)besetzen, um so in der Wahnehmung des Publikums der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus zu sein. Deshalb ist alles Beta. Das ist die moderne Unverbindlichkeit der „Generation New Age“, aus der sich die grosse Mehrheit der Google-Mitarbeiter rekrutiert. Eine Korrelation mit der hohen Zahl an Eheverweigerern ist da sicher nicht ganz zufällig. Immer will man alles, aber auf etwas festlegen möchte man sich doch nicht. Man (und auch frau) will flexibel bleiben und sich für jede Eventualität noch ein Türchen offen halten. Schliesslich will man sich nicht mit einer vorschnellen Entscheidung gleich die ganze Zukunft verbauen, denn für einen allfälligen entgangenen Gewinn wird man in der Regel nicht entschädigt. Opportunitätskostenoptimierung nennt man das in der modernen Ökonomie. Herzlich willkommen im Beta-Leben!

Google Chrome – die Frechheit aller Browser

Google Chrome Browser betaDie Datenkrake Google schiesst mit ihrem Chrome-Browser den Vogel ab. Anscheinend will sich der Suchriese und weltgrösster Datensammler nicht mit seiner ohnehin schon mehr als bedenklichen Sammelwut an personenbezogenen Daten begnügen. Jetzt soll die Menschheit auch noch Googles Datenspion auf dem eigenen Computer installieren. Während einige in naiver Technikverliebtheit voll des Lobes sind, sind andere voll Sorge ob der schamlosen Missachtung der Privatsphäre durch Google, denn sie haben Google Chrome’s Anmerkung zum Datenschutz und die Google Chrome Nutzungsbedingungen aufmerksam gelesen. Angeblich kann man einige der Datensammelfunktionen deaktivieren – wenn man weiss wo und wie. Da dies niemandem auf die Nase gebunden wird, wissen es die wenigsten.

Googles Sorge um die Sicherheit der Benutzer wirkt schon fast höhnisch. Mit der Funktion „Sicheres Durchsuchen“ will Google seine Nutzer vor Phishing- und Malware-Websites schützen. Das heisst im Klartext, dass jede Adresse an Google (zur Prüfung) übermittelt wird, bevor sie effektiv aufgerufen wird, so diese auf der Liste der regelmässig heruntergeladenen Liste der gefährlichen Websites aufgeführt ist. Bedenklich ist, dass dabei vom Chrome Browser „eine verschlüsselte Kopie eines Teils der URL dieser Website an Google gesendet“ wird. Wozu die Verschlüsselung? Was will Google damit verbergen?

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