Medien und Multimedia

Medienanalyse eines Teenagers erschüttert Analysten

Mädchen am NotebookDer 15-jährige Matthew Robson hat im Rahmen seines Praktikums bei der Investmentbank Morgan Stanley eine Medienanalyse aus der Sicht eines Teenagers durchgeführt und damit anscheinend die Welt der gestandenen Analysten erschüttert. Von einem „Sensationsbericht“ und von „klarsten und aufrüttelndsten Erkenntnissen“ ist sogar die Rede. Die Ergebnisse des Jungen erstaunen mich nicht, aber dafür umso mehr die Reaktionen der „Fachwelt“, denn Robsons Erkenntnisse sind keinesfalls neu oder überraschend – jedenfalls nicht für jene, die sich seit längerem realistisch-analytisch mit dieser Materie befassen und selber Kinder im Teenie-Alter haben.

Der letzten Freitag veröffentlichte Bericht zeigt:

  • Twitter ist für die Jugend irrelavant.
  • Plattformen wie Facebook, die eine breite Palette an Interaktionsmöglichkeiten bieten, sind gefragt.
  • In Büchern schlagen Teenager nur ungern etwas nach, denn mit Google kommen sie schneller zum Ziel.
  • Die regelmässige Nutzung des Internets gehört zum Alltag eines Teenagers. Am liebsten vergnügen sie sich auf Facebook oder schauen sich auf YouTube Videos an.
  • Der Medienkonsum von Teenagern ist höher als von älteren Zeitgenossen, aber die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, ist ausgesprochen tief.
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Internet für Qualitätsjournalismus

Das Internet eröffne für den Qualitätsjournalismus neue Möglichkeiten, sagt Jay Rosen. Er ist Professor für Journalismus an der New York University und betreibt das führende Journalismus-Blog „PressThink“ sowie die Open-News-Plattform „NewsAssignment.Net„. Er plädiert für einen Schulterschluss mit dem Internet anstatt dieses zu bekämpfen. Zeitungsmacher sollten ihr Produkt neu erfinden und das Potential des Internets nutzen. Im Interview mit Stephan Weichert und Alexander Matschke äussert er sich auf NZZ Online im Beitrag „Es ist alles keine Katastrophe“ über die Entwicklung des Journalismus. Es gibt also doch Journalisten, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben.

Biometrische Schweizer Pässe und Identitätskarten kommen vors Volk

Das Referendum gegen Überwachungsstaat und Identitätsdiebstahl steht! Dem überparteilichen Referendumskomitee gegen Biometrische Schweizer Pässe und Identitätskarten ist es anscheinend gelungen, die nötigen Unterschriften für das Zustandekommen des Referendums zu sammeln. Herzlichen Glückwunsch! Zwischen 52’000 und 60’000 Unterschriften sollen es sein. Genau sagen konnten es die Initianten heute noch nicht, da relativ viele Unterschriften erst in letzter Minute eintrafen und noch nicht verifiziert und gezählt werden konnten.

Der Erfolg ist aus gleich mehreren Gründen besonders bemerkenswert:
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Politpropaganda via Internet

Das Internet wird immer mehr zum meinungsbildenden Medium. In mehreren Bereichen hat es die klassischen Medien bereits überholt. Auch der US-Präsidentschaftkandidat Barack Obama verdankt seinen Erfolg zu einem bedeutenden Teil seiner Internet-Strategie. Aktuell wird auch im Georgien-Konflikt über YouTube und Email Propaganda gemacht. Davon zeugt das Email mit dem Titel „Wahrheit uber Georgien Konflikt“, das ich soeben in meinem elektronischen Briefkasten fand:

Ein kleines Mädchen spricht die Wahrheit über georgische Angriffe:
http://youtube.com/watch?v=H8XI2Chc6uQ
(YouTube manipuliert den Aufrufzähler und lässt dieses Video nicht populär werden)

2000 Tote innerhalb von 2 Tagen durch georgischen Angriff – RIP
Für alle Kinder, Frauen, Männer die durch georgische Angriffe umgekommen sind starten wir diese Aktion.

Wir sind gegen Propaganda in deutschen Medien!
Wir sind keine Medien-Marionetten.
Wir wollten die WAHRHEIT! Wir sind das Volk!

Verbreite diese Nachricht wie ein Lauffeuer! (Emails, Blogs, Foren, ICQ)
Zusammen sind wir stark.

Den Wahrheitsgehalt der Meldung beziehungsweise des auf YouTube gezeigten Videobeitrags kann ich selber nicht beurteilen und will dazu entsprechend auch keine Stellung beziehen. Es verdeutlicht aber klar, welche Rolle das Internet bereits jetzt schon vor allem auch bei der politischen Meinungsbildung spielt und erst recht in Zukunft spielen wird. Ob die in der Email behauptete Manipulation des Aufrufzählers bei YouTube der Wahrheit entspricht oder nicht, ist eigentlich sekundär. Es veranschaulicht jedoch die Macht von Google (als Eigentümerin von YouTube) in Sachen Meinungsbildung – und das gibt mir sehr zu denken.

Journalismus im Internet-Zeitalter

Der 11. September 2001 machte den Journalisten Jeff Jarvis zum Blogger. Das veränderte seine Sicht auf die Medienwelt des 21. Jahrhunderts grundlegend. Im Interview mit dem Elektrischen Reporter spricht er über die veränderte Beziehung zwischen Medien und der Öffentlichkeit und erklärt, warum es seiner Meinung nach für Journalisten ein Fehler ist, Social Networks zu ignorieren.

Wenn ein weisshaariger Mann so klar begriffen hat, wie das Web den Journalismus schon beeinflusst hat und in den kommenden Jahren noch verändern wird, brauche ich dem eigentlich gar nichts mehr hinzuzufügen.

Social-Networking-Blase platzt

Nun ist es offiziell: das Platzen der Social-Networking-Blase ist in greifbarer Nähe. Das ist das Fazit der eben veröffentlichten Studie von Datamonitor. Endet das Web 2.0 schon, bevor es richtig begonnen hat? Spätestens 2012 soll es soweit sein, sagen die Marktbeobachter. Nach dem Platzen der ersten Internet-Blase (Dotcom-Hype) ereilt das Web 2.0 in Kürze das gleiche Schicksal. Blasen haben eben diese Angewohnheit, dass sie platzen. Das wissen auch die Finanzanalysten (zumindest die intelligenten unter ihnen) und geben Web 2.0 deshalb keine guten Noten. Für ein Internet-Projekt Investoren zu finden, wird in Zukunft daher noch schwieriger werden, mag das Projekt noch so gut sein und mit Web 2.0 gar nichts am Hut haben. Für Geldgeber, die nur selten wirklich über das nötige Verständnis für die Materie verfügen, ist es praktisch unmöglich, die Spreu vom Weizen zu trennen.

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Die Zeitung der Zukunft

Im digitalen Zeialter der globalen Vernetzung ändert sich die Mediennutzung zugunsten einer Verlagerung hin zu Online-Medien. Entsprechend ändern sich auch die Erwartungen an die Medien. Die etablierten Verlagshäuser begegnen den Veränderungen auf ganz unterschiedliche Weise. Von Flucht nach vorn bis Paralyse ist alles dabei.

Die TAZ befasst sich in ihrem Sonderausgabe-Dossier „Die Zeitung der Zukunft“ mit den Veränderungen im Bereich der Printmedien. Individualisierung, Reizüberflutung, chaotisch freie Informationsausbeitung und Zukunft der Lokalnachrichten werden thematisiert. Treffend fand ich die Aussage von Verleger Michael Ringier im Interview: „Im Internet finde ich ja meist nur, was ich suche. In der Zeitung finde ich Dinge, von denen ich gar nicht wusste, dass sie mich interessieren. […] Ausserdem ist das Lesen auf Papier wesentlich angenehmer als auf dem Bildschirmformat“.

Die neue Medienkompetenz des Fussvolkes

Dass (professionelle) Medienschaffende ein eigenes Völkchen sind, ist jedem bekannt, der schon einmal mit Vertretern der Branche persönlich in Berührung gekommen ist. Sie bestimmen und repräsentieren die in den Medien veröffentlichte Meinung. Die wirkliche öffentliche Meinung (d.h. die Meinung der breiten Öffentlichkeit) ist jedoch eine ganz andere. Durch die Vernetzung von Menschen über das Internet und den ungehinderten, unmittelbaren Informationsaustausch wird dieser Graben erst richtig ersichtlich.

In den Mainstream-Medien dominieren immer wieder die selben Themen. Der Inhalt einer Tageszeitung von heute unterscheidet sich so gut wie gar nicht von dem einer Ausgabe vor zehn oder zwanzig Jahren, ausser dass nun auch das Internet zum Kreis der ständigen Themen gehört. Darüber sprach ich neulich mit Kollegen beim Kaffee und wir waren uns einig, dass dies das Resultat gezielter Manipulationen ist und eine einseitige Verzerrung der Realität darstellt. Dass zum Beispiel die kleine Maddie in den Ferien in Portugal verschwunden ist, ist tragisch. Tatsache ist aber auch, dass dies kein Einzelfall ist und zudem täglich auf dem Globus Tausende von Kindern verhungern oder an Krankheiten unmenschlich krepieren. Von diesen Kindern nimmt niemand Notiz. Ihr Tod ist für die Medien zu wenig spektakulär und deshalb ohne positiven Einfluss auf Auflagengrösse und Einschaltquoten. In den Mainstream-Medien finden sich nur Nachrichten, mit denen sich Geld verdienen lässt, die sich selber um Geld drehen oder die zur Befriedigung voyeuristischer Triebe dienen.

Das Web führt zu einer neuen Medienkompetenz des gemeinen Fussvolkes, an die sich die traditionellen Medien erst noch gewöhnen müssen. Dies ist vergleichbar mit dem Wandel im Detailhandel, als der Konsument „mündig wurde“ und gelernt hat, sich unabhängig über Produkte zu informieren und im Laden selber zu bedienen. Von der Diskrepanz zwischen den Interessen von Journalisten und Medienkonsumenten handelt auch der Beitrag „Von Gatekeepern und Konsumenten“ bei Wort|ge|fecht, in dem Michael Gisiger eine Untersuchung des Pew Research Centers kommentiert.

Internet verändert das Medienkonsumverhalten und die Werbung

Das traditionelle Fernsehen hat bald ausgedient und besonders die Zeitungen und Zeitschriften klagen über die immer mehr spührbare Verlagerung der Werbebudgets ins Internet, denn auch die TV-Zuschauer und Print-Leser wandern ins Internet ab. Das Zappen zwischen den Fernsehkanälen ist unbeliebt geworden und die Jugend fühlt sich ohnehin mehr von Internet und Games angezogen. Aber nicht nur im Bereich der Unterhaltung vollzieht sich dieser Trend. Auch Nachrichten werden immer mehr über das Internet bezogen und verbreitet. Es gibt schon praktisch keine Nachricht mehr, die nicht auch (kostenlos) im Internet verfügbar ist.

Die etablierten Plattformen für Werbung fürchten das Internet und sehen teilweise sogar ihre Existenz bedroht. ProSiebenSat.1 Media sieht in der Internetsuchmaschine Google mit seiner Videoplattform YouTube eine grosse Konkurrenz um die Werbebudgets und will daher verstärkt ins Internet investieren.

Das Fernsehen ist als Medienformat in die Jahre gekommen und droht, schon bald durch das Internet überrundet oder längerfristig sogar verdrängt zu werden. Daran ändern auch Zattoo und Co. nichts, denn es reicht nicht, einfach ein altes Format mit alten Inhalten 1:1 auf ein neues Medium zu portieren und die Umschaltpausen zur Pufferung des Video-Streams mit Werbung zu füllen, die keiner sehen will.

Die meisten Werber haben anscheinend immer noch grosse Mühe, das nun auch nicht mehr ganz so neue Medium Internet zur Kommunkation ihrer Botschaften richtig einzusetzen. Dabei bräuchten sie gar keine neuen Gesetzmässigkeiten zu (er)finden oder neue Regeln zu entwerfen. Würden sie sich auf die alten Grundregeln der Kommunikation in unserer Gesellschaft besinnen und die Möglichkeiten des Internet zielgerichtet und bedarfsgerecht nutzen, hätten sie mehr Erfolg. Lernen ist ein Prozess und Prozesse brauchen Zeit. Wer nicht so lange warten mag, kann sich schon mal ein paar von Patrick Breitenbach zusammengetragene, zukunftsweisende Werbefundstücke bei Werbung für Nerds, Geeks und Techies? ansehen.