Digitale Hundemarke

Keine biometrische Ausweise mit RFID-Chips!

FreiheitskampagneRFID-Chips bringen Effizienz in die Warenlogistisk – das ist unbestritten. Und solange sie nur auf der Gebinde- oder Palettenebene eingesetzt werden und nicht in einzelnen Produkten, bestehen auch in datenschutzrechtlicher Hinsicht keinerlei Bedenken. Beim Einsatz zur Speicherung von persönlichen Daten sieht dies jedoch ganz anders aus. Wie jede Medaille hat auch die RFID-Technologie ihre Kehrseite.

Materie hat keine Persönlichkeit und somit auch keine Privatsphäre – aber Menschen haben so etwas. Deshalb sind beim RFID-Einsatz im Zusammenhang mit Menschen ganze andere Kriterien für die Beurteilung massgebend. Wer dies ausser Acht lässt, demonstriert damit entweder nur Dummheit und Ignoranz oder aber – was noch schlimmer wäre – seine Verachtung für seine Mitmenschen, indem er es akzeptiert, dass sie wie Rindvieh mit einer „digitalen Hundemarke mit Peilsender“ gekennzeichnet werden. Umso bedenklicher ist es, wenn solche Bemühungen auch noch im Staatsauftrag erfolgen sollen, wie dies gerade in der Schweiz bei den geplanten Personenausweisen mit RFID-Chips zur Speicherung von biometrischen Merkmalen der Fall ist.

Im Hinblick auf die Abstimmung vom 17. Mai 2009 habe ich daher von offizieller Seite unterschlagene Informationen zusammengestellt, die jeden verantwortungsbewussten Stimmbürger interessieren dürften.

Was ist und wie funktioniert RFID?

RFID (Radio Frequency Identification) ist eine Technologie, bei der auf einem winzig kleinen, elektronischen Funk-Speicher-Chip Daten gespeichert werden, welche berührungslos ausgelesen werden können, indem der RFID-Chip seine Daten per Funk mitteilt, sobald er mit einem bestimmten Funksignal angeregt wird. Ursprünglich wurde RFID (wie der Name schon sagt) für die schnelle, kostengünstige und kontaktlose Identifikation von Waren innerhalb einer Logistikkette entwickelt. Heute ist die Speicherkapazität der RFID-Chips um ein Vielfaches grösser, so dass praktisch jede beliebige Information auf ihnen gespeichert werden kann. Dies hat die Verantwortlichen dazu verleitet, RFID auch in Personenausweisen einzusetzen, obwohl die Technologie keine hinreichenden Sicherheitsfunktionen bietet – mit fatalen Folgen für unsere Privatsphäre.

Wie der neue biometrische Reisepass funktioniert und wie unsicher er ist, zeigte das Schweizer Fernsehen in der Sendung „Einstein“ am 20. März:

RFID begünstigt permanente Überwachung, Identitätsdiebstahl und Betrug

Jedes Werkzeug bringt bei zweckgemässer und fachgerechter Anwendung den grössten Nutzen. Bei Missbrauch und Zweckentfremdung allerdings kann es sogar Leid und Tod bringen. Am einfachsten lässt sich dies an einem Küchenmesser nachvollziehen. Bei RFID ist dies nicht anders. Nur sind hier die negativen Folgen eines Missbrauchs nicht auf den ersten Blick erkennbar und damit der Missbrauch als solcher nicht offensichtlich.

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Online-Identitäten sind gefährlich

Avatare repräsentieren Online-Identitäten ihrer Eigentümer aus der realen Welt als künstliche Persönlichkeiten mit einem grafischen Stellvertreter. In virtuellen Spielwelten bilden sie die Spielfiguren, welche das Eigenbild oder oft auch nur das eigene Wunschbild repräsentieren. Doch auch in sozialen Netzwerken erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit – und hier sind die Identitäten mehrheitlich echt. Schliesslich gehört es schon fast zum guten Ton, der eigenen Person auch im Web ein Gesicht zu geben. Das macht Avatare auch für die Werbeindustrie besonders interessant, denn hier unterstützt der Avatar die Sammlung und Zusammenführung von Nutzungsdaten für das „Behavioral Targeting“, d.h. die verhaltensbasierte Einblendung von Werbung auf Webseiten.

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Digitale Hundemarke für die Soziometrie

Social GraphDas MIT Media Lab arbeitet an Sensoren, die detaillierte Daten über soziale Interaktionen sammeln und Daten austauschen, die von einer speziellen Software ausgewertet werden können. Die Interaktionen zwischen einzelnen Personen können damit als soziale Graphen abgebildet werden.

Der automatisierte Austausch von Informationen soll die Dynamik einer Veranstaltung verändern und ein Gefühl der Gemeinschaft und der Identität schaffen. Konventionelle Networking-Muster sollen damit revolutioniert werden und den Austausch von Visitenkarte überflüssig machen. Aus der Darstellung des sozialen Graphen könnten die Konferenzteilnehmer ihre Muster erkennen und würden ihr Verhalten ändern. Die Technologie wird vorerst in digitalen Messeausweisen getestet. Die Anwendung dieser Technik soll künftig aber nicht nur auf Konferenzen beschränkt sein, sondern auf das gesamte Geschäftsleben ausgedehnt werden.

Aus einem Geschäftskontakt entsteht, wenn sich dieser positiv entwickelt, die Vertrauensbasis für Geschäfte. Diskretion ist unter seriösen Geschäftspartnern Ehrensache. Wenn diese an Konferenzen eine „digitale Hundemarke“ mit sich herumführen (müssen) und ihre Bewegungen aufgezeichnet und systematisch ausgewertet werden, werden sie sich in einem solchen Big Brother Container kaum gleich frei bewegen, wie wenn sie unbeobachtet sind.

Einige „Experten“ glauben, dass diese Technik der intelligenten Ausweise in den nächsten Jahren die Geschäftswelt revolutionieren wird … Networking-Veranstaltungen mit digitalen Hundemarken sind etwas für Hunde. Einen solchen Berater würde ich mit seinem Fressnapf in die Wüste schicken.