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Den Designfehler in unserem Finanz- und Wirtschaftssystem habe ich bereits aus mehreren Perspektiven in verschiedenen Beiträgen beschrieben. Daher dürfte allen meinen Lesern hinreichend bekannt sein, dass es sich dabei um ein Schneeballsystem handelt, dessen Kollaps wir gerade miterleben dürfen/müssen. Es ist nicht ein einziger, grosser und mächtiger „Badabumm“ sondern eine Vielzahl von kleineren und grösseren Krisen und Crashes, wie dies auch bei einem grösseren, von mehreren Erbeben begleiteten Vulkanausbruch der Fall ist. Viele Ökonomen und Wirtschaftsjournalisten sind verwirrt ob der widersprüchlichen Anzeichen, die sich aus den etablierten Wirtschaftskennzahlen ergeben. Sind wir nun wieder auf Wachstumskurs oder geht es weiter bergab? Um diese Frage zu beantworten, bedarf es einer differenzierten Betrachtung, denn die Antwort ist: sowohl als auch, aber langfristig kracht’s. Bis vor der aktuellen Finanzkrise konnte man sich mehr oder weniger auf die vor-, mit- und nachlaufenden Konjunktur- beziehungsweise Wirtschaftsindikatoren verlassen. Dies ist heute nun nicht mehr ganz der Fall, weil sich die Wirtschaftszyklen nicht zuletzt auch durch die staatlichen Finanzspritzen teilweise verschoben haben.
Mittelfristig geht’s bergab, langfristig kracht’s – aber warum?
Während viele Branchen des Investitionsgütermarktes – vorwiegend solche, die nicht in irgendeiner Art von den staatlichen inländischen oder ausländischen Konjunkturprogrammen zur „Stabilisierung der Wirtschaft“ profitiert haben – sich bereits in einer mehr oder minder schweren Rezession befinden, wächst der Konsumgütermarkt mehrheitlich noch. Der Investitionsgütermarkt zeigt deflationäre Anzeichen, während die Zeichen des Konsumgütermarktes auf Inflation stehen. Über Letzteres können uns auch die Preissenkungen der Supermärkte für ein paar wenige, ausgewählte Produkte nicht hinwegtäuschen. Das Preisniveau insgesamt steigt. Das Geld hat für den Konsumenten immer weniger Wert, während Unternehmen Investitionen nur sehr zögerlich und vorsichtig tätigen. Eine Teufelsspirale hat sich zu drehen begonnen und bald wird die Rezession auch die Konsumenten erreicht haben. Ab dann geht’s auf breiter Front konstant bergab mit der Wirtschaft, bis sich die Krise in einem grossen oder auch mehreren kurz auf einander folgenden Crashes „auflösen“ wird. Die Ursachen sind systembedingt und mathematisch erklärbar.
Der genaue Zeitpunkt lässt sich nicht voraussagen und ebenso wenig, was danach geschehen wird. Ich glaube auch nicht, dass irgendeine Regierung oder Bank darauf vorbereitet sein wird. Sicher ist nur, dass das grosse Krachen bereits vor der Türe steht und uns die Ehre erweisen wird, wenn ihm der nächste Weltkrieg nicht zuvorkommt. Denn das Potential für einen globalen bewaffneten Krieg war seit dem zweiten Weltkrieg noch nie so gross wie heute. Auf nicht militärischer Ebene ist er schon seit Jahren im Gang, ohne dass die grosse Mehrheit der Bevölkerung hierzulande etwas davon mitbekommt. Dafür sorgen auch die Medien.
Zusammenhang zwischen Geld, Leistung und Kapital
Das erste Grundübel ist der Zins, der ein exponentielles Wirtschaftswachstum erzwingt, welches es in einer Welt mit begrenzten Ressourcen nicht gibt. Über die Auswirkungen des Zinseszinseffektes, welches unsere Guthaben auf den Sparkonten exponentiell wachsen lässt, freuen wir uns. Doch, was irgendwo auf der Haben-Seite steht und exponentiell wäschst, muss auch irgendwo auf der Soll-Seite verbucht sein und dort in gleichem Masse wachsen, damit die Bilanz aufgeht. Das heisst, jemand muss sich für dieses Geld verschulden, damit es überhaupt entsteht, denn Geld entsteht in unserem System ausschliesslich über Kreditvergabe und damit durch Verschuldung. Und dies ist dann auch gleich das zweite Grundübel. Geld soll als Tauschmittel für Leistungen allgemein und nicht nur für Güter fungieren. Entstehen kann es aber nur durch die Kreditaufnahme, bei der Realkapital als Sicherheit hinterlegt wird. Leistung wird als Sicherheit nicht akzeptiert. Ohne Kapital, das für Geld verpfändet wird, gibt es kein Geld, mit dem Leistungen ausgetauscht werden können. Kein Kapital, kein Geld, kein Leistungsaustausch, Massenarbeitslosigkeit. Willkommen in der Gegenwart!
Dies wollen wir uns einmal an einem einfachen Beispiel veranschaulichen. Ein Arzt A, ein Bäcker B und ein Friseur F wollen ihre Leistungen tauschen: A will sich von F die Haare schneiden lassen, F will das Brot von B kaufen und B möchte von A medizinisch behandelt werden. Damit sie den Austausch ihrer Leistungen über Geld als Tauschmittel abwickeln können, muss sich mindestens einer von ihnen verschulden, damit Geld entsteht. B entschliesst sich, seine Backstube zu verpfänden, und mit dem Geld für seinen Kredit von der Bank lässt er sich von A medizinisch behandeln. A lässt sich mit seinem verdienten Geld seine Haare schneiden und die seiner ganzen Familie. Nun hat auch F Geld, um Brot für sich und seine Familie zu kaufen. Doch da B für sein von der Bank geliehenes Geld Zinsen bezahlen muss, verlangt er von F mehr als nur das geliehene Geld. Er schlägt die Zinsen auf seinen Preis drauf. Daher bleibt F nichts anderes übrig, als bei der Bank ebenfalls einen Kredit in Höhe des von B verlangten Aufpreises zur Tilgung von dessen Zinsen aufzunehmen. Natürlich müssen auch für dieses Geld wieder Zinsen bezahlt werden. A, B und F fühlen sich nun von der Bank betrogen und deshalb wollen B und F das von der Bank geliehene Geld beide vollständig zurückbezahlen. Dies ist ihnen aber gar nicht möglich, weil nach Tilgung der ursprünglichen Schuld immer noch ein offener Posten für die Zinsen bleibt. Der Zins muss aus der Geldmenge selber bezahlt werden, doch dieses Geld gibt es gar nicht, ausser es wird durch Neuverschuldung wieder geschöpft.
Schulden wachsen im Gleichschritt mit der Geldmenge
Schuldenberater kennen dieses Problem, wenn ihre Klienten sich für die Begleichung ihrer Schulden und Zinsen immer wieder neu verschulden. Gelingt es jemandem nicht, für die Zinsen seines Geldes und die Tilgung seiner Schulden einen genügend grossen Geldüberschuss zu erwirtschaften, fällt der Bank das als Sicherheit verpfändete beziehungsweise hinterlegte Realkapital in vollem Umfang zur Verwertung zu. Die Bank wird dieses dann meist massiv unter dem Realwert „liquidieren“, wodurch der Kreditnehmer sogar seines noch ihm zustehenden Anteils an der Sicherheit verlustig geht. Um dieses Risiko mehr oder weniger abzudecken, verlangt jeder, der sich für die Geldschöpfung verschuldet eine Risikoprämie in Form eines Preisaufschlags. Das allerdings zwingt die übrigen Wirtschaftssubjekte wiederum erst recht, sich ihrerseits für das Geld für diese Risikoprämie zu verschulden. Die Schuldenspirale dreht sich immer schneller. Zur Wirtschaft werden viele Statistiken und Kennzahlen erhoben, unverständlicherweise aber nicht darüber, wer bei wem wie hoch verschuldet ist, obwohl dies den zentralen Mechanismus unseres Finanzsystems darstellt. Ob nun eine bewusste Verschleierung vorliegt oder dieser Mangel auf blosser Unkenntnis des Systems beruht, will ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen.
Geld wird umverteilt: einerseits über den Zins vom Kreditnehmer zu dem, der das Geld herausgibt oder als Sparguthaben via Hortungsmenge für die Kreditvergabe zur Verfügung stellt, und anderseits durch Einkommens- beziehungsweise Ertragsüberscüusss, welche langfristig letzten Endes nur durch Übervorteilung im grossen Umverteilungskampf möglich sind. In unserem Geldsystem wird konstruktionsbedingt Kapital durch Arbeit von Arm nach Reich umverteilt. Die Armen verdienen das Geld der Reichen. Die müssen das nicht selber tun, sondern „lassen ihr Geld für sie arbeiten“. Durch Leistung wird aber kein Geld geschaffen sondern nur durch Verschuldung.
Der Zins: die Inzucht des Geldes
Geld, Kapital oder Leistung sind aber keinesfalls schlecht. Kapital bildet als nutzbare Ressource die Grundlage für Leistung und schafft Sicherheit. Leistung schafft Wohlstand und mehrt das Kapital. Geld ermöglicht den vereinfachten Austausch von Leistung und Kapital. Dies wiederum ermöglicht die Arbeitsteilung und steigert die Effizienz und damit auch den Wohlstand. Geld, Kapital und Leistung sind die Grundlagen jeder zivilisierten Wirtschaft. Einzig, wie sie über die Zinspflicht für die Zwangsverschuldung miteinander verknüpft sind, ist schlecht und asozial. Das ist der Konstruktionsfehler in unserem Finanz- und Wirtschaftssystem. Unser Geld ist ein leicht tauschbares, virtuelles Leihkapital, das an eine Schuldverpflichtung, den Zins, geknüpft ist. Die Schuld wird von einer Generation auf die nächste vererbt, ohne dass sie jemals vollständig getilgt werden könnte, und führt dadurch zur systematischen Ausbeutung und Zwangsenteignung jener, die nicht vom Zinsertrag ihrer Anlagen leben können und für den exponentiell wachsenden Zinsertrag der Geldverleiher immer mehr zusätzlich arbeiten müssen.
Wegen dieses Konstruktionsfehlers kann sich die Wirtschaft nicht selbst regulieren und ist auf Korrekturmassnahmen angewiesen, welche allerdings niemals die dunkle Macht der Exponentialfunktion, der die Schuldenspirale folgt, kompensieren können. Deshalb sind alle Versuche, die Marktwirtschaft sozial zu gestalten, von vorne herein zum Scheitern verurteilt, solange dieser Konstruktionsfehler besteht. Mögen es die Kapitalisten und Monetaristen noch so gut meinen, sie werden die Umverteilung von Arm nach Reich beschleunigen. Mögen es die Sozialisten und Keynesianer noch so gut meinen, sie werden das Wachstum der Staatsverschuldung beschleunigen. Die Primärwirkung der einen Wirtschaftsreligion ist jeweils die Sekundärwirkung der anderen.
Der Zins als Treiber im Schneeballsystem
Auch wenn die Zentralbank den durch die Kreditvergabe „erwirtschafteten“ Zins durch Investitionen oder Konsum selber direkt oder indirekt über die Löhne ihrer Angestellten wieder vollumfänglich in den Kreislauf der Realwirtschaft einspeist, wird das System zum Wachstum gezwungen, weil dieses Zinsgeld immer nur zeitverzögert in den Kreislauf zurückfliesst. Da die Zinsen aber vorher bezahlt werden müssen, erzwingt die daraus entstehende, ständige Liquiditätslücke eine ebenso ständige Neuverschuldung. Das heisst, das exponentielle Wachstum wird nur etwas abgeflacht und verzögert. Wenn die Zentralbank nun zusätzlich die Notengeldmenge zurückfährt, indem sie einen Teil der Repo-Geschäfte nicht erneuert, Zinsgeld zurückbehält oder einzelne Wirtschaftsteilnehmer einen Überschuss an Geld erwirtschaftet haben und dieses auf der Bank anlegen, fehlt dieses Geld für den Austausch von Leistungen. Soll dieser Austausch trotzdem weiterhin in gleichem Masse stattfinden, müssen sich einzelne Wirtschaftssubjekte zusätzlich verschulden, um die Geldumlaufmenge aufrecht zu erhalten. Wenn dann die Geschäftsbanken auch noch eine restriktivere Kreditvergabe praktizieren, gerät der Geldumlauf zusätzlich ins Stocken.
Wenn niemand mehr bereit ist, sich weiter zu verschulden, oder kein Kapital mehr vorhanden ist, das für Geld verpfändet werden kann, klemmt es in diesem Schneeballsystem und es kollabiert, weil die exponentiell wachsende Zinslast, welche immer mehr der Hortungsmenge zufliesst, die Umlaufmenge und deren für den Leistungsaustausch verfügbaren Anteil immer mehr schwinden lässt. Weil nicht mehr genügend Geld für den Austausch von Leistungen der Realwirtschaft vorhanden ist, wird der Umverteilungskampf um das Geld härter und es können auch immer weniger Löhne bezahlt werden. Die Folge davon ist Massenarbeitslosigkeit. Das Defizit der Umlaufmenge kann eine Zeit lang durch entsprechend exponentiell wachsende Staatsverschuldung für sogenannte „Konjunkturprogramme“ (wie z.B. die „Abwrackprämie“ oder vorgezogene Infrastrukturprojekte) auf Pump kompensiert werden – aber eben nur eine beschränkte Zeit lang. Diesen Punkt haben wir aktuell bereits erreicht und die Mehrzahl der Staaten steht vor dem Staatsbankrott. Auf Staatskosten Geld für die Liquiditätsversorgung der Wirtschaft oder Teilen davon zu schöpfen, ist wie einen Alkoholiker auf Entzug mit Alkohol zu versorgen. Lässt man ihn jedoch auf Entzug, wird er aggressiv und unberechenbar und landet dann nicht selten in der Beschaffungskriminalität.
Viele Staaten sind schon lange bankrott, weil ihre Schulden ihre reale Wirtschaftsleistung übersteigen und bereits 30 bis 50 Prozent der Steuereinnahmen zur Tilgung der Zinsen für die Staatsschulden verwendet werden müssen. Nur wenige Staaten bezahlen weniger Zinsen für ihre Schulden. Ebenso bezahlen auch wir als Konsumenten mit dem Preis für unsere Einkäufe und Leistungsbezüge einen gleich hohen Anteil für die Zinsen unseres Geldes, das irgendwann einmal durch irgendjemanden über einen Kredit „geschöpft“ wurde. Die Thesaurierung der Zinsen erfolgt in gleichem Masse auf der Schulden- beziehungsweise Soll-Seite in der Buchhaltung eines Währungssystems wie sie auch auf der Haben-Seite das Guthaben der Sparer und Anleger mehrt.
Was sich im Geldumverteilungskampf auf der Ebene zwischen den einzelnen Wirtschaftsteilnehmern abspielt, wiederholt sich genau gleich auf der Ebene zwischen den einzelnen Volkswirtschaften. Während die einen Staaten Exportüberschüsse produzieren, führt dies zu Importüberschüssen bei anderen Staaten. Letztere importieren und konsumieren also mehr als sie produzieren und exportieren. Oft wird dieses Ungleichgewicht durch willkürliche und ungerechte Währungswechselkurse noch zusätzlich begünstigt, wenn nicht sogar erst ausgelöst.
Irrationalität und Krise der modernen Ökonomie
Die Risiken des Geldes
„Je grösser das Risiko, desto höher auch der mögliche Gewinn“ lautet eine allgemeine Volksdummheit. Dabei wird allerdings immer nur die Gewinnseite betrachtet. Die Verlustseite wird von den Banken systematisch ausgeblendet und vom Volk konsequent ignoriert. Wo es Gewinner gibt, muss es auch in gleichem Masse Verlierer geben. Ohne Licht kein Schatten. Wen die Realität einholt, der schämt sich meist und schweigt darüber. Längerfristig und gesamthaft betrachtet kann ein Kapitalgewinn nicht höher sein als das Wachstum der Gesamtwirtschaft. Dies gilt sowohl nominal als auch real. Interne Bankstudien, in die ich persönlich Einsicht hatte, zeigen klar, dass die langfristige Durchschnittsrendite für Kapitalanlagen bei Schweizer Banken in den Jahren kurz vor der Finanzkrise nominal bei knapp 4.5 Prozent gelegen hat und ab einem gewissen Grundrisiko unabhängig vom Anlagerisiko verlief. Langfristige Renditeerwartungen, die darüber liegen, sind folglich völlig unrealistisch. Von diesem Gewinn müssen dann aber noch die Gebühren der Bank und die Steuern für Vater Staat abgezogen werden. Eine Nettorendite von nominal gerade noch 1 bis 2 Prozent ist aber angesichts einer Inflation in gleicher Höhe nicht wirklich attraktiv. Finanzanlagen sind folglich nur für Finanzinstitute wirklich rentabel, die an den Verwaltungs- und Transaktionsgebühren sowie an den Zinsmargen verdienen. Sie können ihren Preis frei bestimmen. Da sie sich gegenseitig abstimmen und de facto ein Finanzkartell bilden, sorgen sie immer dafür, dass „genügend“ vom Kuchen für sie abfällt.
Rendite in Abhängigkeit des Anlagerisikos
Das Anlagegeschäft findet heute nicht mehr mit Aktien (Shares) und Obligationen (Bonds) sondern hauptsächlich mit Derivaten statt und so übertrifft das Volumen des Derivatmarktes jenes der Basiswerte bereits um ein Mehrfaches (teilweise sogar in 2-stelliger Höhe). Finanzbörsen dienen schon lange nicht mehr der Beschaffung von Finanzmitteln für Unternehmen. Sie sind längst zu Wettbüros verkommen und dienen dem spekulativen Handel mit Risiken. „Hedging“ nennt sich das in der Fachsprache der Investment Banker und es gibt „Anlagefonds“ (sog. Hedgefonds), die ausschliesslich auf dem Handel mit solchen Risiken basieren. Derivate sind verbriefte Spekulationen auf steigende oder fallende Börsenkurse, also nichts als legalisierte Börsenwetten. Diese Spekulationen wirken als Katalysator der Krise, weil sie bereits in kurzer Zeit überdimensionale Finanzblasen erzeugen und dem Markt eine Liquidität vorgaukeln, die gar nicht real sondern nur auf dem Papier existiert.
Zinsgeld kennt keine Fairness
Die Kreditvergabe und somit auch die Geldschöpfung erfolgt in unserem zinsbasierten Schuldgeldsystem auf einer unpartnerschaftlichen und unfairen Basis, da das Kreditrisiko von der Bank jeweils voll auf die Kreditnehmer abgewälzt wird beziehungsweise solidarisch auf alle Kreditnehmer verteilt wird. Wie im Glücksspiel Roulette gewinnt auch hier die Bank längerfristig immer. Sollte sie wirklich einmal eine Häufung von Kreditausfällen erleiden, die sie in den Ruin treibt, werden so viele ihrer Kreditnehmer schon vor ihr Konkurs gegangen sein, dass es auf die Bank auch nicht mehr drauf ankommt. Sollte sich eine Bank mit ihren Eigengeschäften verspekulieren, kann sie die Verluste über Rückversicherungen an andere Banken überwälzen, die selbige an ihre Kunden überwälzen. Andernfalls springt der Staat in die Bresche und übernimmt die Verluste im Namen aller Steuerzahler. Von echter Partnerschaftlichkeit kann im Geldgeschäft also nicht die Rede sein.
Solange der Volksglaube an den Wert des Geldes aufrecht erhalten wird, kommen die Banken mit minimalen Eigenkapitalquoten von weniger als 2 bis 3 Prozent aus. Gerät dieser Glaube allerdings ins Wanken und wollen plötzlich alle Sparer gleichzeitig ihr Geld von den Bank abheben, sind die Banken zahlungsunfähig und damit kollabieren die gesamte Finanzwirtschaft und alle Teile der Realwirtschaft, die direkt von der Finanzwirtschaft abhängig sind. Der Rest der Realwirtschaft gerät arg ins Stocken.
Ethik der Wirtschaftssysteme
Ein Zinsverbot besteht heute vor allem noch im Islam und ist zentraler Bestandteil der Religion beziehungsweise der Soziallehre des Korans (Sure 3, Vers 130): „Ihr Gläubigen! Nehmt nicht Zins, indem ihr in mehrfachen Beträgen wiedernehmt, was ihr ausgeliehen habt!“. Alle Zinsprodukte unserer Banken sind daher nicht mit dem islamischen Recht vereinbar. Das Kapital selber hat im Islam kein Recht, sich zu vermehren. Hingegen sind alle Erträge erlaubt, welche auf Handel oder Investitionen basieren: Rohstoffhandel, Handelsfinanzierungen, Risikokapitalverleihungen, Vermietungen oder Leasing. Die gebräuchlichste Investitionsform sind daher Aktien, denn Dividenden gelten nicht als Zinsen, weil die Aktionäre kein bindendes Recht darauf besitzen.
Das islamische Wirtschaftssystem
Das islamische Wirtschaftssystem ist dem westlichen Kapitalismus in vielerlei Hinsicht überlegen. Die gleichen Grundsätze, wie sie die Scharia vorschreibt, galten lange Zeit auch im Christentum: Zinsen und Spekulationen waren verboten. Doch mit dem Einzug des Bankenwesens im 14. Jahrhundert und des modernen Kapitalismus Ende des 17. Jahrhundert wurden diese ethischen und zugleich logischen Grundsätze über den Haufen geworfen. Bereits das „Alte Testament“ der Bibel verbat den Juden das Zinsnehmen gegenüber Glaubens- und Volks- beziehungsweise Stammesgenossen, was jedoch auch heute noch so ausgelegt wird, dass es gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen (z.B. Christen, Moslems, Buddhisten oder Atheisten) durchaus erlaubt ist. Die im Geldgeschäft tätigen Juden verstanden es schon früh, den Wohlstand und das Kapital von Nichtjuden in ihren Besitz zu bringen, indem sie diese sich für das Tauschmittel Geld bei ihnen verschulden liessen, als Lohn für diese Leistung Zinsen verlangten und ihre „Kunden“ dadurch in die Verschuldungsfalle trieben. Modern würde man dieses Geschäft als „mit Liquidität versorgen“ bezeichnen. Die mit der Verschuldung verbundene Kapitalverschiebung begründet den Wohlstand und Reichtum der jüdischen Finanzaristokratie, deren berühmtestes Aushängeschild in Europa die Rothschilds darstellen. Dies war schon immer einer der zentralen Konfliktpunkte zwischen der christlichen und jüdischen Welt mit manch tragischen Folgen. Während Juden jedoch auch heute noch vor allem die Gojim (Nichtjuden) abzocken, tun es die Christen beziehungsweise deren Abkömmlinge heute unchristlich und religionsneutral, d.h. auch gegenseitig.
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Und mittlerweile hat die Gier auch die islamische Welt erfasst. So gibt es auch in der islamischen Wirtschaft viele Tricks und Rechtskniffe, um die Bestimmungen der Scharia zu umgehen. Um islamischen Gläubigen trotzdem verzinsliche Geldanlagen zu ermöglichen, werden so genannte „islamische Anleihen“ vergeben, die direkte Zinszahlungen auf Geld durch Mieteinnahmen, Firmenbeteiligungen oder ähnliche im Islam erlaubte Praktiken umgehen. Zero-Bonds (zu Deutsch „Nullkuponanleihen„) erfüllen als einziges modernes Finanzprodukt des westlichen Kapitalismus die Erfordernisse an eine islamische Anleihe. Für das Bankgeschäft ist das Zinsverbot eine „besondere Belastung“, was zu kreativen Umgehungsgeschäften geführt hat. So kann man z. B. eine Ware mit einem Zahlungsziel kaufen und sofort zu einem niedrigeren Preis an den Verkäufer, der sofort zahlt, zurückveräussern. Da die Ware den Besitzer nicht gewechselt hat, jedoch Geld ausgezahlt wurde, ist das Resultat wie bei einem befristeten Kredit mit Zinsen, der Wortlaut des Gesetzes aber eingehalten. Rechtskniffe dieser Art finden sich in der Rechtspraxis häufig. Sie sind eines der Mittel, die finanziellen Aktivitäten zumindest dem Schein nach Scharia-konform zu gestalten.
Alternative Geldsysteme
Wir sind im Glauben erzogen worden, dass wir nur die Wahl zwischen Kapitalismus und Sozialismus/Kommunismus hätten und der Zins stets ein zwingender und legitimer Bestandteil des Finanzsystems wäre. Dies begründet die Paradigma-Paralyse, in der sich unsere Gesellschaft befindet. Doch es gibt ethische und funktionierende Alternativen, auf die ich zu gegebener Zeit in einem weiteren Beitrag eingehen werde. Nur soviel sei schon mal verraten: Gleichgewicht und Energieerhaltungssatz sind dabei Schlüsselbegriffe.
„Lohnstandsgebot“ von Klaus Stuttmann, freiberuflicher Karikaturist