ICT Allgemein

Windows-Update war schuld am Skype-Ausfall

Anscheinend war Microsofts Patchday für den rund 48-stündigen Ausfall von Skype verantwortlich, weil das Windows-Update am Donnerstag innerhalb kurzer Zeit Millionen von Computer weltweit zum Neustart aufgefordert hat, wodurch eine massive Welle von Login-Anfragen bei Skype bei durch die Bootvorgänge fehlenden P2P-Netzwerk-Resourcen eine Kettenreaktion mit kritischen Folgen ausgelöst wurde.

Die Externalisierung von Infrastruktur-Kosten hat zusammen mit Microsofts Flickaktion ihren Tribut gefordert. Die Demokratisierung des Webs ist eine gute Sache. Aber mit P2P-Netzen lassen sich eben nicht wirklich stabile und hochverfügbare Infrastrukturen bauen. Für Hobby-Zwecke sind sie dennoch ausreichend. Ob Skype jemals wirklich den Sprung in die Liga der professionellen VOIP-Anbieter schaffen wird, kann angesichts der aktuellen Architektur bezweifelt werden.

Schulen vom Netz

Neben Projekten wie „OLPC“ und „Schulen ans Netz“ gibt es nun bereits auch eine Gegenbewegung zur digitalen Aufrüstung. Digitale Abrüstung heisst die neue Devise an einigen Schulen in den USA als Antwort auf die negativen Nebeneffekte des Computer- beziehungsweise Internetzeitalters – „back to the roots“ mit Bleistift, Buch und Schreibheft.

Der Datenaustausch mit USB-Stick, Vorträge mit Powerpoint und Aufsätze mit Word sind für meine Kinder völlig normal. Es gibt aber auch Kinder in Klassen, in denen die Tastaturen und Drucker Staub ansetzen. Tatsächlich fristen Computer noch in manchen Klassenzimmern ein klägliches Dasein, weil viele Lehrer so ein Ding einfach nicht bedienen können und sich vor ihren Schülern nicht blamieren wollen. Denn die wachsen bereits mit Computer und Internet auf und sind ihnen im Umgang damit oft um Welten überlegen. Jedenfalls wird bei uns vorläufig noch kräftig in den Auf- und Ausbau investiert.

Sollte sich ein Trend zur digitalen Abrüstung an den Schulen entwickeln, würde dies bedeuten, dass wir viel Geld in die Schulinformatik falsch investiert hätten. Ob der Informatikeinsatz an den Schulen, den Schülern das Lernen wesentlich erleichtert, wage ich persönlich zwar zu verneinen. Die meisten von ihnen werden aber später in ihrem Berufsalltag nicht um den Computer herumkommen und den Umgang mit den Bitmonstern lernen sie in der Schule auf spielerische Art und Weise wesentlich einfacher als sie dies zehn Jahre später täten. In meiner Schulzeit gehörte der programmierbare elektronische Taschenrechner zum Alltag, den meine Eltern wiederum in ihrer Schulzeit nicht kannten. Besser gelernt haben wir deswegen nicht. Aber es hat mir den Einstieg in die Computerwelt erleichtert.

DRM-Systeme taugen nichts

Mit Digital Rights Management (DRM) Systemenen sollen digitale Inhalte vor unerlaubter Nutzung geschützt bzw. die Nutzung soll nur dazu autorisierten Personen erlaubt werden. Damit sollen die Rechte ihrer Urheber sichergestellt werden. Es soll erreicht werden, dass der Content-Anbieter entscheiden und kontrollieren kann, von wem der Content genutzt wird und ob und wie oft er auf Datenträger und Endgeräte kopiert werden darf. Jeder Anbieter hat sein eigenes System, das mit den anderen nicht kompatibel ist. Je mehr die Kunden bei all diesen Systemen immer stärker von der Medienindustrie kontrolliert werden, desto stärker wächst auch der Widerstand dagegen. Schliesslich gibt es bei Büchern auch kein System zur totalen Nutzungskontrolle. Der Kunde würde ein solches auch nie akzeptieren. Wieso sollte er es dann bei digitalen Inhalten?

Es gibt aber auch weniger restriktive Methoden wie die Kennzeichnung von Angeboten mit einem digitalen Wasserzeichen, um das illegale Verbreiten von Audio- und Video-Dateien über Internet-Tauschbörsen einzudämmen. Mit der Watermarking-Technologie wird nach der Bestellung die Kundennummer des Käufers in die Datei eingefügt und ist somit jederzeit identifizierbar. Die Technologie für das digitale Wasserzeichen stammt vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) und wurde als Erstes beim Hörbuch-Downloadportal soforthoeren.de angeboten. Bietet der Kunde ein markiertes Werk bei einer Tauschbörse an, ist er in Zukunft durch das digitale Wasserzeichen erkennbar. Strafverfolgungsbehörden wird auf Anfrage die dem digitalen Wasserzeichen zugeordnete Person bekanntgegeben. Mit digitalen Wasserzeichen kann zwar eine Urheberrechtsverletzung nicht verhindert aber nachgewiesen werden (solange die Daten nicht verändert werden). Wasserzeichen von damit gekennzeichneten Werken können durch die Rekodierung mittels verlustbehafteten Codierverfahren nicht mehr rekonstruierbar zerstört werden. Daher sind sie als Beweismittel für Urheberrechtsverletzungen auch nur beschränkt tauglich.

Vtrack SchemaPhilips will jetzt aber mit Hilfe neuer Set-Top-Boxen Videomaterial mit einem eindeutigen Wasserzeichen versehen und so angeblich Schwarzkopien bis zum PayTV-Abonnent verfolgen können. Die Technologie dahinter heisst VTrack. Das Wasserzeichen soll robust sein und sich laut Philips weder entfernen noch manipulieren lassen. Weder Rekompression oder Qualitätsverschlechterungen noch das Abfilmen mit einem Camcorder sollen verhindern können, dass die Quelle ausfindig gemacht werden kann. Da bin ich mal gespannt und warte ungläubig ab.

DRM-System sind aber generell kein tauglicher technischer Ansatz, um urheberrechtlich geschützte Inhalte vor unerlaubter Verwendung zu schützen. Jeder noch so geschützte Content muss irgendwann einmal in nackte Nutzdaten dekodiert werden, um genutzt werden zu können. Proprietäre DRM-Systeme taugen nur etwas, solange das Geheimnis der Decodierung gewahrt wird. Ganz geheim gehalten kann es aber nicht werden, da sonst kein Hersteller dazu Geräte entwickeln und verkaufen kann. Wenn aber kein Gerät auf dem Markt das DRM-System unterstützt, ist es wertlos.

Wie man bei mit AACS geschützten HD-DVDs die Verschlüsselung austrickst und die Schlüssel auf PC-Abspielsoftware ausliest, ohne die genau Arbeitsweise von AACS zu kennen, haben Hacker erst kürzlich gezeigt.

Sorgenkind Datenschutz

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und seine Ideen zur Anpassung des Grundgesetzes zwecks Legitimierung staatlich organisierter Schnüffelei dominieren die Presse und etliche Blogs seit Wochen. Hier die neusten Meldungen zum Thema:

Auch in der Schweiz hält der Bundesrat an Lauschangriffen ohne Tatverdacht fest. Immerhin sind die Kriterien für eine solche Überwachung wesentlich höher als die von Schäuble geplanten. Das geplante Prozedere sieht wie folgt aus:

Das Bundesamt für Polizei (fedpol) stellt beim Bundesverwaltungsgericht einen Antrag. Dieses prüft die Rechts- und Ermessensfrage und wenn es diese bejaht, gelangt das Gesuch zum Chef des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD). Wenn dieser das Gesuch bejaht, muss zusätzlich auch noch die Zustimmung des Chefs des Verteidigungsdepartementes (VBS) eingeholt werden. Erst wenn alle vier Instanzen eine Notwendigkeit sehen und ihr Einverständnis geben, wird der Lauschangriff durchgeführt. Zudem wird das Opfer eines Lauschangriffs nachträglich informiert.

Trotzdem hagelt es Kritik von Links und Rechts und auch für den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Hanspeter Thür sind die neuen Kompetenzen für den Staatsschutz „gefährlich, weil Bürger ausserhalb eines strafrechtlichen Vorwurfs in Privaträumen belauscht werden können„. Mehr Informationen dazu:

Was mich aber aktuell besonders beunruhigt, ist eine Meldung des unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein, dass seit nunmehr neun Monaten bekannt ist, dass der belgische Bankendienstleister SWIFT gegen europäische Datenschutzvorschriften verstösst, indem er seit sechs Jahren Informationen über alle internationalen Geldtransfers direkt in die USA übermittelt. Ich frage mich, wann dieser Misstand endlich behoben wird und welche rechtlichen oder politischen Konsequenzen das Ganze haben wird.

Endlich Elektronische Unterschrift! Wie steht es mit dem Datenschutz?

Die Post bietet seit kurzem als erster Dienstleister in der Schweiz elektronische Zertifikate – das „Postzertifikat“ – zur rechtsgültigen Signatur von digitalen Inhalten. Damit können eingeschriebene Briefe neu auch elektronisch per Email abgewickelt werden. Das Starter Kit ist mit 90.- Franken nicht besonders günstig, beinhaltet jedoch die gesamte benötigte Infrastrutur: eine Chipkarte mit dem Schlüssel, ein USB-Lesegerät und eine Installations-CD.

Die elektronische Singatur ist aber meist nur ein Teil der Geschichte. In vielen Fällen genügt sie alleine nicht, denn oft ist auch der Zeitpunkt von Versand und Erhalt der Daten ebenso wichtig wie der zweifelsfreie Nachweis der Identität des Absenders (und Empfängers). Diese Lücke schliesst die Post gleich selber mit ihrem IncaMail und holt sich so durch E-Mail verlorene Marktanteile wieder zurück. Als quasi privatisierter Bundesbetrieb hat sie dieses Marktpotential immerhin schneller erschlossen als der grosse Rest der Welt.

Genau auf diese Dienstleistung hat die Welt gewartet und viele Zeitgenossen werden sich sicher freuen, denn nun können sie endlich ihren gesamten Briefverkehr elektronisch abwickeln. Obwohl die Post als eine der vertrauenswürdigsten Institutionen in der Schweiz gilt, stellt sich dennoch grundsätzlich die Frage nach der Gewährleistung des Datenschutzes. Die Post ist nun nicht nur im Besitz der Absender- und Empfängerdaten (wie bisher bei der eingeschriebenen Briefpost) sondern kann sich leicht auch eine Kopie der übermittelten Inhalte machen, was sie zu Backup-Zwecken sicher auch tun wird. Da sie als Herausgeberin der Zertifikate auch von diesen eine Kopie behalten kann, hätte sie damit auch vollen Zugriff auf die verschlüsselten Inhalte. Für Ermittlungsbehörden mag dies eine weitere Gelegenheit zur Datenbeschaffung sein. Für den Datenschützer ist dies aber eher Anlass zur Sorge. Dem Datenschutzbeauftragten und seiner Crew geht die Arbeit so schnell nicht aus.

Der Mensch besteht aus Daten

ÜberwachungMit „PANOPTI.COM – Die schöne neue Welt der Überwachung“ wird anhand eines interaktiven Flash-Filmchens einfach und verständlich erkärt, welche Daten täglich über uns gesammelt werden und was dies für Konsequenzen haben kann. Inhaltlich und technisch sehr professionell gemacht. Für Laien und Kinder geeignet.

Eine Website, die sich voll und ganz dem Thema Datenspeicherung widmet ist daten-speicherung.de – ein wahres Sammelwerk an Informationen.

Der gläserne Patient

Im Tagi musste ich lesen, wie die CSS Krankenversicherung den Datenschutz systematisch missachtet und die Persönlichkeitsrechte ihrer Versicherten verletzt. Das ist weder christlich noch sozial. Hier werden die Möglichkeiten der Informatik missbraucht, um gravierende Rechtsverletzungen zu begehen. Das bestätigt jedoch nur meine langjährige Erfahrung, dass alles, was technisch machbar ist und wovon jemand einen Vorteil erwartet, ganz sicher auch gemacht wird. Kein Gesetz auf dieser Erde kann Gier und Profilierungsneurose verhindern.

Diesem Treiben Einhalt zu gebieten, ist nur möglich, wenn sich genügend Bürger zur Wehr setzen und ihre Rechte bei Gericht einklagen. Nur wenn die Übeltäter mit saftigen Bussen belegt werden, die sowohl ihr Ansehen als auch ihre Finanzen schädigen, haben sie einen Grund auf den Pfad der Tugend zurückzukehren. Leider leben wir in einer Gesellschaft, in der Veränderungen ohne einen genügend hohen Leidensdruck nicht möglich sind. Schade eigentlich. Haben wir wirklich das Recht, uns als Homo Sapiens zu bezeichnen?

Neo-Taylorismus und Technologie als Kit der globalisierten Gemeinschaft

Das Internet hat uns neue Möglichkeiten der Kommunikation beschert. Trotz seiner Unausgereiftheit ist das Ding eines der grössten und nützlichsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts. Viele sehen darin sogar den Schlüssel zur globalisierten Gesellschaft, in der Zeit und Raum eine sekundäre Rolle spielen. Wenn es nach den Visionen gewisser CIO’s geht, so soll die Informations- und Kommunikationstechnologie der Kit der globalisierten Gemeinschaft sein. Bei solchen Visionen kommen mir spontan die Illusionen der 50-er und 60-er Jahre in den Sinn. So kämpfte zum Beispiel Heinz Erhardt auf der Leinwand als Onkel Willi gegen die Tücken von Hightech-Küchen, die zum Glück nie wirklich Realität geworden sind. Auch in bizarren Science Fiction Movies (von Buck Rogers bis Star Trek) wurde die Welt der Zukunft skizziert, in der die Errungenschaften der Technologie das Leben der Menschen einfacher und die Menschen zugleich zu von ihr abhängigen Sklaven machten. Auch die Atombombe sollte einst eine bessere Welt aus dem Planeten Erde machen. Aus heutiger Sicht wirken diese Filme eher bizzar, lächerlich und peinlich. Bemerkenswert dabei ist, wie sich die Geschichte in immer kürzer werdenden Zeitabständen auf’s Neue wiederholt. Die Informatik und das Internet bleiben von solchen Entwicklungen nicht verschont. Nur weil wir heute einfache, schnelle und günstige Kommunikationsmittel haben, werden Mitarbeiter in Europa, USA und Indien noch lange nicht besser zusammenarbeiten, denn ein virtuelles Netzwerk ist noch lange keine echte Arbeitsgemeinschaft. Zu gross sind hier die sprachlichen und kulturellen Barrieren.

Das Menschenbild in der Öffentlichkeit ist einem zyklischen Wandel zwischen Sach- und Menschenorientiertheit unterworfen. Heute sind die Technokraten an der Macht. Gemäss ihren Vorstellungen ist der Mensch nicht mehr wirklich Mensch sondern muss funktionieren wie eine Maschine. Sein Wert bemisst sich aufgrund von monetären Kriterien. Um das Risiko und die Verantwortung für Fehlfunktionen des neo-tayloristischen Menschen zu minimieren, setzt man auf Zertifikate. Der Zertifizierungswahn der Wirtschaft, die kein Unternehmertum mehr kennt sondern nur in Risiken denkt, um diese wiederum zu eliminieren, hat eine ganz neue Industrie geboren. An den Stellenbeschreibungen und Anforderungsprofilen für Vakanzen lässt sich dieser Trend klar und deutlich ablesen. Es werden vor allem Spezialisten gesucht, die genau das am besten können, was von ihnen verlangt wird. Eine Einarbeitungszeit wird bestenfalls noch Junioren und Studienabgängern gewährt.

Der hoch-technologisierte Allmachbarkeitswahn und der daraus abgeleitete deterministische Anspruch lassen uns gerne vergessen, dass wir emotionale Wesen aus Fleisch und Blut sind. Soziale Systeme, die zu Kulturen werden, bilden sich durch gemeinsame Wertvorstellungen und nicht durch die Möglichkeiten der Technologie oder durch von Profilierungsneurotikern definierte Ziele. „All business is local“ heisst eine englische Wirtschaftwahrheit. Menschen können längerfristig nur effektiv und effizient zusammenarbeiten, wenn sie sich gegenseitig „spüren“. Die beste Kommunikationstechnologie wird zwischenmenschliche Beziehungen und Wärme nicht ersetzen, die erst durch gegenseitiges Vertrauen entstehen. Dieses Vertrauen wiederum entsteht durch positive Erfahrungen und ist eine Form der Vorfreude auf die Wiederholung eben dieser Erfahrungen.

Keine Technologie wird eine Gemeinschaft jemals als Kit zusammenhalten, weil Technologie selber immer sachlich, emotionslos und wertfrei ist. Ihre Bedeutung und ihren Wert erlangt sie erst durch ihre Anwendung und die damit erzielten Resultate.