Day: Mittwoch, 16. Mai 2007

Die totale Überwachung

Die heimliche Gefahr, die vom Internet ausgeht, beunruhigt die US-amerikanische Regierung besonders seit dem 11.09.2001 („… the potential for hidden communications among criminals over the Internet …“). Speziell VOIP (voice of IP), also die Telefonie über das Internet, macht ihr grosse Sorgen, weil die Internet Service Providers (ISPs) immer noch keine Lösung zur Abhörung dieser Gespräche haben, obwohl die Frist für die Erfüllung des Communications Assistance for Law Enforcement Act (CALEA) bereits am 12. März diesen Jahres abgelaufen ist. Aus technischer Sicht sollte dem Abhörwunsch eigentlich nichts im Wege stehen. Allein am Willen der ISPs zur Teilnahme mangelt es anscheinend, wie Infoworld berichtet.

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) missbilligt die Pläne der Regierung, bezeichnet sie als illegal und hat bereits Prozesse dagegen angestrengt. Bisher leider ohne grossen Erfolg. Die Verfassungs- und Rechtmässigkeit der ganzen Sache ist nur ein Teil des Problems. Daneben stellt auch die Übernahme der Kosten für die totale Überwachung besonders für die kleineren ISPs ein existenzielles Problem dar. Zum Glück wächst der Widerstand gegen die totale Überwachung durch den Staat auch in den USA. Wie soll die Welt bloss aussehen, in der die Regierungen den totalen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führen? Da gab es doch schon mal so einen Wahnsinnigen mit einem schmalen Oberlippenbart, der so totale Forderungen stellte und „sein“ Volk terrorisierte. Und sein stählerne russische Kollege machte praktisch das Gleiche ein paar tausend Kilometer östlich. Kaum auszumalen, was die Herren sonst noch alles angestellt hätten, wenn sie damals schon über die Technologie heute verfügt hätten … Sollten wir es nicht einfach bei der Vergangenheit bewenden lassen oder wollen wir unbedingt einen neuen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde? Wer will der grösste Überwacher aller Zeiten werden?

Zurück-Überwachung

Bei Ralphs Piratenblog las ich von einer grossartigen Idee: Ab heute wird zurücküberwacht! Bei der Aktion UBERWACH kannst Du z.B. Deinen Blog (per Email) in der Liste der zurückzuüberwachenden Websites eintragen lassen und ein Stückchen Code auf Deiner Webseite einbauen bzw. einen entsprechenden Eintrag in der Blogroll vornehmen (siehe meine Blogroll). Ruft jemand die Seite von einer einem Ministerium oder einer Partei zudeordneten IP-Adresse auf, wird dies protokolliert und erscheint in den Charts von Aktion UEBERWACH. Das funktioniert wie ein Web-Bug, mit dem unter anderem die Erfolgsrate bei Online-Werbung gemessen wird. Interessant wäre das nicht nur bei politischen Websites sondern sicher auch bei Porno-Seiten, um den Peinlichkeitsfaktor für die Ministerien zu erhöhen.

Die Aktion ist technisch zwar nicht neu und könnte aber für das Thema sensibilisieren. Die Umsetzung ist leider noch nicht ganz ausgereift. Sie lässt sich viel zu leicht sabotieren, indem in den entsprechenden Firewalls die IP-Adresse von Aktion UEBERWACH gesperrt oder nur einfach die URI des GIF-Files gefiltert wird. Von den Tricks der Ad-Server könnte man dabei einiges abgucken und mit etwas Aufwand ein ganzes Netz von jeweils zufällig aufgerufenen Zurücküberwacher-Servern realisieren, die nicht so leicht ausgetrickst werden können. Das wäre doch ein schönes Projekt für den Chaos Computer Club (CCC), der übrigens dieses Jahr einen tollen Aprilscherz mit dem Bundestrojaner zum Besten gab.