Hehleri

Schnäppchenjäger bei eBay sind keine Hehler

Wer ein Produkt zu einem äusserst günstigen Preis bei eBay erwirbt, muss nicht automatisch damit rechnen, Hehlerware zu erstehen. Ein Software-Ingenieur hatte im Sommer 2005 Navigationsgerätes mit einem Neuwert von über 2’000 Euro über eBay von einem Powerseller zum Preis von rund 670 Euro erworben. Zu seinem Pech stammte die Ware aus einem Diebstahl. Das Amtsgericht Pforzheim verurteilte den ihn in erster Instanz wegen Hehlerei zu einer Geldstrafe, weil er zumindest billigend in Kauf genommen hätte, dass das Gerät aus einem Diebstahl stammte. Er ging vor dem Landgericht Karlsruhe in Berufung und wurde freigesprochen (Az: 18 AK 136/07). Dem Angeklagten konnte kein Vorsatz nachgewiesen werden und er musste nicht damit rechnen, Diebesgut zu erwerben.

Müsste jeder grundsätzlich damit rechnen, dass er zum potenziellen Hehler wird, nur weil er Ware zu einem sensationellen Schnäppchenpreis erwirbt, würde das Handelsvolumen von eBay in Kürze dezimiert werden. Viele Auktionen starten bei 1 Euro. Stösst eine Versteigerung auf wenig Interesse, kann es durchaus einmal vorkommen, dass eine Ware weit unter ihrem realen Wert den Besitzer wechselt. Glück gehabt. Bei „Sofortkauf“-Angeboten mit sehr niedrigem Preis oder einer Produkt- und Herkunftsbeschreibungen, die auch für Otto Normalverbraucher offensichtlich auf illegale Ware schliessen lassen, ist allerdings Vorsicht geboten. Das ist schliesslich auf dem Flohmarkt auch nicht anders. Wieso nur muss das Recht für das Internet immer wieder neu interpretiert werden? Anscheinend führt die Digitalisierung der Welt bei einigen Juristen immer noch zur allgemeinen Verwirrung und Desorientierung. Wer glaubt, dass er sich im Internet in einer virtuellen Welt bewegt, die eigenen Gesetzmässigkeiten folgt, erliegt einem grundlegenden Irrtum. Auch Second Life ist nur eine Verlängerung der realen Welt auf die Ebene der Bits & Bytes und ein Abbild der realen Welt. Auch die kleinsten technologischen Veränderungen mit gesellschaftlichen Auswirkungen bedürfen eben einer gewissen Zeit, bis wir den natürlichen Umgang mit ihnen lernen und sie zum Bestandteil unseres Alltags werden.