Gehirnwäsche

Propaganda als Bestandteil der Gesellschaft

In einer zivilisierten und angeblich freien und aufgeklärten Welt glauben wir, uns frei unsere eigene Meinung bilden zu können und weitgehend immun gegen Propaganda zu sein. Dies in einer Zeit, in der Werbung mehr denn je allgegenwärtig ist: am Fernsehen, im Radio, in der Tageszeitung, im Fachmagazin, an der Bushaltestelle, beim Warten vor dem Postschalter, beim Besuch auf Websites, beim kostenlosen Emailkonto und im Fussballstadion. Es gibt kaum noch einen Bereich des Lebens, der nicht von Propaganda verseucht ist. Werbung für Produkte und Dienstleistungen kann aber noch als die harmloseste Art von Propaganda betrachtet werden, weil hier die meisten Werbebotschaften auf unser bestehendes Werteverständnis zugeschnitten sind und lediglich animierende Funktion haben, ohne unser Wertesystem selber zu verändern.

Wer ist immun gegen Propaganda?

Was ist aber, wenn eben gerade dieses Werteverständnis zum Gegenstand der Propaganda und zum Ziel der Beeinflussung und Manipulation wird? Wenn unsere Wahrnehmung und Bewertung unserer Umwelt sich durch äussere Einflüsse verändert? Wenn wir gar nicht merken, wie unsere Hirnwindungen neu „verdrahtet“ werden? Wenn wir unsere Persönlichkeit und Wertvorstellungen verändern und dabei glauben, wir hätten schon immer so gedacht? Und plötzlich kommt jemand, um uns aus diesem Zustand der Verblendung zu befreien. Zunächst reagieren wir gewöhnlich erstaunt, ungläubig und ablehnend. Schliesslich betrachten wir uns selber als erwachsene, freie und mündige Bürger, die keiner Aufklärung oder Erlösung mehr bedürfen. Es braucht viel Mut und Erkenntniswillen, sich und seiner Umwelt einzugestehen, getäuscht und ein Opfer von Propaganda geworden zu sein.

Der Kurzfilm „Schwarz wie Milch“ als Bachelorarbeit von Stefan Kempas an der Hochschule Ulm handelt von der Beeinflussung durch die Medien:

Der Kernsatz des Films ist: „Und wenn die Welt nur noch aus Lügen besteht, dann wird die Wahrheit das einzige sein, das niemand mehr glaubt.“. Wie immun sind wir wirklich gegen Propaganda?

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Die Welt der Verschwörung(stheori)en

Cicero beschuldigt Catilina im Senat der Verschwörung
Cicero beschuldigt Catilina im Senat der Verschwörung – von Cesare Maccari (1840-1919). Aus dem Zyklus mit Darstellungen aus der römischen Geschichte. Rom, Palazzo Madama, Sitzungssaal.

Gerade in Zeiten weltpolitischer Destabilisierung und wirtschaftlicher, humaner sowie ökologischer Krisen wächst der Unmut in der Bevölkerung und schwindet das Vertrauen in Regierungen, Behörden, Konzernbosse und einflussreiche Kreise allgemein. Da die Urheber einer Krise nicht direkt auszumachen sind, liegt es für viele nahe, dass eine Verschwörung dahinter stecken muss. Irgendjemand muss ja schliesslich schuld an der Misere sein. Dies ist ein idealer Nährboden für „Verschwörungstheorien“. Bereits das Wort an sich hat schon etwas Mystisches. Hollywoods Film-Industrie trägt das Ihre dazu bei und heizt mit Filmen über Illuminaten, Tempelritter und sonstige Geheimbünde die Fantasien der Zuschauer an. Manch ein Film schreckt auch nicht davor zurück, die Geschichtsschreibung zu Gunsten einer spannenden Story zu fälschen – Dan Brown lässt grüssen.

Warum dieser Artikel?

Das erste Mal in Kontakt mit der Welt der Verschwörungstheorien kam ich im Jahre 1991. Seither haben sich bei mir viel Papier und eine ganze Harddisk voll Material angesammelt, das ich ohne Internet wohl nicht einmal innert 50 Jahren zu sammeln in der Lage gewesen wäre. Darunter finden sich mitunter auch äusserst skurrile Text-, Video- und Ton-Dokumente neben ernst zu nehmenden Zeugenaussagen und authentischen Zeitdokumenten. Schon als Kind bekam ich viel mehr über die weltpolitischen Ereignisse und ihre Hintergründe mit als meine Altersgenossen. Später durfte ich in der Berufswelt in einem Grosskonzern erleben, wie Intrigen und Machtkämpfe funktionieren, und entdeckte, dass die Weltpolitik nach den exakt gleichen Mustern funktioniert. Da mich die Verhaltensforschung und die neuzeitliche Geschichte der Menschheit bereits während meiner Gymnasialzeit faszinierten, begann ich vor etwas mehr als zehn Jahren, all diese Erkenntnisse miteinander zu verknüpfen und immer weiter im konspirativen Sumpf zu forschen. Natürlich sind meiner Erkenntnisfähigkeit (allein schon aus zeitlichen Gründen) Grenzen gesetzt und daher bestehen auch heute noch diverse weisse Flecken auf meiner „Verschwörungslandkarte“. Aber ich habe auch nicht den Anspruch, alles bis ins letzte Detail erkunden und verstehen zu müssen, denn ich werde mich wohl oder übel damit abfinden müssen, nicht auf alle meine Fragen je eine Antwort zu erhalten.

Wenn man sich mit den gesellschaftlichen und politischen Abgründen – der dunklen Seite der Macht – unserer globalisierten Welt befasst, kann dies einen schon in den Wahnsinn treiben, wenn man kein festes Wertefundament hat und die Sache nicht mit der nötigen Gelassenheit angeht, denn viele Dokumente über „Verschwörungstheorien“ sind die reinste Gehirnwäsche. Der Umgang mit ihnen ist deshalb nicht ganz ungefährlich für die eigene Psyche. Meinen Eltern bin ich entsprechend dankbar, dass sie mir ein stabiles Wertefundament vermittelt haben. Auch mit der neuronalen Programmierung bin ich vom Branding her bestens vertraut, denn schliesslich ist Branding die hohe Kunst der angenehmen Gehirnwäsche, um Produkte und Dienstleistungen zu einem überhöhten Preis an den Mann oder an die Frau zu bringen. Vielleicht sehe ich mich gerade aus all diesen Gründen etwas prädestiniert, mich mit Verschwörungen und den zugehörigen Theorien zu befassen. Ein langes und intensives Gespräch mit einem lieben, langjährigen Kollegen bei einem feinen Nachtessen und einem Glas Rotwein hat mich bewogen, einen Teil meiner Einsichten in diese teils äusserst bizarre Welt mit meinen Lesern zu teilen. Ihm ist dieser Beitrag gewidmet.

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