Microsoft verkauft „Kinect“ zur Erweiterung der Xbox 360 als Revolution und das Ding hat durchaus Potential, zum Renner zu werden, zumal auch der Preis von 150 Euro beziehungsweise 199 Schweizer Franken alles andere als überrissen ist. Mit Kinect kommt die Spielkonsole ohne Controller aus, denn Kinect funktioniert wie ein 3D-Touchscreen, nur dass es nicht mit den Fingern sondern mit dem ganzen Körper gesteuert wird. Couch Potatoes werden kaum Gefallen daran finden. Das ist nur etwas für bewegungsaktive Menschen und für solche, die nichts zu verbergen haben und sich gerne ausspionieren lassen …
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(Nein, ich werde von Microsoft nicht für diesen Werbespot bezahlt!)
Kinect besteht aus einer Infrarot-Lampe, einer 3D-Kamera und vier Mikrofonen und erfasst ein dreidimensionales Bild mit Ton. Die ganze Einheit lässt sich über eine Motorsteuerung auf ein Objekt ausrichten. Während des Spiels registriert die Kamera alle Bewegungen des Spielers und errechnet aus den Bilddaten seine Position und die Bewegungen des nachgebildeten Skelett-Modells. Der Spieler kann Arme und Beine zur Bewegungssteuerung nutzen und ein Abbild des Spielers kann in eine virtuelle Umgebung eingebunden werden, welche seine Bewegungen praktisch zeitgleich (wenn auch noch etwas verzögert) kopiert. Kinect steht für den technologischen Fortschritt (nicht nur) in der Spielwelt und es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis eine ausgereiftere Spracherkennung zur Steuerung folgt, die heute schon die TV-Fernbedienung überflüssig macht, jeder in seiner eigenen Castingshow im Wohnzimmer zum Superstar werden, in MMOGs per Ganzkörpersteuerung die virtuelle Spielwelt körpernah erleben und in Spielfilmen über einen Avatar als Statist mitspielen kann.
Für Spielehersteller und die erlebnis- und bewegungsorientierte Unterhaltungsindustrie hat Microsoft neue Möglichkeiten für Wirtschaftswachstum geschaffen. Und Kinect kann noch einiges mehr. Es ermöglicht den Video-Chat unter Freunden von Stube zu Stube, macht auch Fotos und nimmt Videos auf, die auf dem Gerät lokal gespeichert werden, aber auch auf einen Facebook-Account hochgeladen und so anderen zugänglich gemacht werden können. Brrrringgg! Da klingelt bei mir natürlich sofort die Datenschutz-Alarmglocke. Geoffrey Tim vom Spieleportal Lazygamer hat die Nutzungsbedingungen etwas genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass sich Microsoft darin das Recht sichert, Daten zu speichern und an Dritte weiterzugeben. Der Benutzer verzichtet ausdrücklich auf alle Rechte des Datenschutzes und der Veröffentlichung in Bezug auf seine Bilder. Werden diese dann zum Beispiel an eine Gesichtserkennungssoftware verfüttert, ist die personenbezogene Raumüberwachung perfekt.
Nachdem die Open-Source-Firma Adafruit für den ersten, der einen Open-Source-Treiber für Microsofts Bewegungssteuerung und 3D-Kamera Kinect entwickelt und veröffentlicht, ein Preisgeld von ursprünglich 1’000, dann 2’000 und zum Schluss 3’000 US-Dollar ausgesetzt hat, sind kurz darauf bereits die ersten beiden funktionsfähigen Lösungen im Netz aufgetaucht. Wenn der Gewinner seine Lösung innert weniger Stunden fertiggestellen konnte, kann die Programmierung einer Überwachungssoftware mit Gesichtserkennung auch keine Hexerei sein. Jedenfalls hat Adafruit mit dieser Aktion innert kürzester Zeit globale Bekanntheit erlangt. Eine hervorragende Werbeidee zu einem unschlagbaren Preis!
Kinect gehackt
Wenn sich die US-Sicherheitsbehörden bei IT-Sicherheitsfirmen wie Trend Micro und Symantec sowie auch bei Microsoft für Windows ein Hintertürchen ausbedingen, über das sie Benutzer gezielt ausspionieren können, kann man davon ausgehen, dass dies auch bei Spielkonsolen, die Einblicke in private Räume ermöglichen, der Fall sein wird. Terroristen sollten also nicht den nächsten Anschlag via Kinect-Video-Chat besprechen und nicht im selben Raum gleichzeitig Bomben basteln, während ihre Kollegen nebendran sich die Zeit mit der Spielkonsole vertreiben. 😉 Frohe Überwachung!