Ingenieure für die Ökonomie!

Den regelmässigen Lesern meiner Website ist es sicher nicht entgangen, dass ich mich in letzter Zeit nicht nur mit informatiknahen sondern vermehrt auch mit volkswirtschaftlichen sowie ethischen Themen rund um das globale Geld- und Wirtschaftssystem befasse. Für einen Ingenieur ist dies sicher ungewöhnlich. Doch die Materie fasziniert mich je mehr ich mich damit befasse. Zugleich geben mir die gewonnen Einsichten zunehmend Anlass zur Beunruhigung, denn unser System ist ein Schneeballsystem, das von einer Finanzelite geschaffen wurde, um durch Ausbeutung der andern Macht und Wohlstand für sich und ihresgleichen zu gewinnen. Unser System ist wohl die abartigste Fehlkonstruktion, die ein Ingenieur je gesehen hat.

Wahrscheinlich entwickeln die meisten Ingenieure gerade deshalb instinktiv eine ausgeprägte Abneigung dagegen und vermeiden es, sich damit befassen zu müssen. Dadurch bleibt ihnen verborgen, woran unsere Welt krankt. Doch wer wäre fähiger, ein besseres System zu entwerfen, als ein Ingenieur, der gelernt hat und dessen Broterwerb darin besteht, funktionsfähige und stabile System auch hoher Komplexität zu konstruieren? Das soll nun kein Eigenlob sein, denn schliesslich habe ich selber noch keinen funktionsfähigen Entwurf präsentiert.

Der ingenieurmässige Lösungsansatz

Ich befinde mich immer noch in der Analyse-Phase, obschon ich parallel dazu bereits verschiedene Ideen zu Lösungen entwickelt habe. Als Ingenieur halte ich mich an den klassischen Problemlösungsprozess, wie er zum Beispiel bei der Softwareentwicklung angewandt wird:

  1. Analyse der Ausgangslage und Problemstellung
  2. Zieldefinition und Anforderungsspezifikation
  3. Entwurf von Lösungsvarianten
  4. Bewertung dieser Varianten und Variantenentscheid
  5. Technische Detailspezifikation
  6. Technische Realisierung (Systembau)
  7. Schlusskontrolle und Abnahme
  8. Betriebliche Umsetzung

Über Punkt 4 hinaus werde ich alleine wohl nie kommen. Deshalb fordere ich jeden Ingenieur, aber auch ebenso jeden anderen Interessierten auf, mir seine Ideen in den Kommentaren mitzuteilen und das gewonnene Wissen in seinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis zu verbreiten und zu diskutieren. Das Problem kann nur gelöst werden, wenn dessen wahre Ursachen nicht länger totgeschwiegen und tabuisiert werden. Alle meine relevanten Beiträge dazu sind unter „Geldsystem und Finanzwirtschaft“ zu finden. Nur wenn es uns gelingt, die kritische Masse für eine Veränderung zu mobilisieren, wird diese auch stattfinden. Ich bin und bleibe eben ein unverbesserlicher Optimist. 🙂

Schlechte Rezepte gibt es genug

Die Ursachen für die Wirtschaftskrise sind systemimmanent, d.h. durch das System selber bedingt und verursacht. Um die Krise zu lösen, muss das System grundlegend überarbeitet werden. Dies ist vergleichbar mit einem Haus, das instabil ist und einzustürzen droht, weil es gegen die Gesetze der Physik gebaut wurde. Es muss abgerissen und neu konstruiert werden. Das Problem bei einem Wirtschaftssystem wird aber zusätzlich dadurch erschwert, dass die „Bewohner“ nicht einfach vorübergehend umquartiert werden können, bis das neue Gebäude steht, sondern die Realisierung ist eine Operation am offenen Herz. Die Wirtschaft muss schliesslich irgendwie (zumindest minimal) weiter funktionieren. Vielleicht sollten wir uns zusätzlich von Chirurgen beraten lassen.

Mit den gleichen Mitteln der Geldpolitik, welche zur Weltwirtschaftskrise geführt haben, wird die Krise durch die gleichen Finanzgurus nun bekämpft, die sie mitzuverantworten haben. Schliesslich haben sie dieses System erfunden und das Spiel selber auf die Spitze getrieben. Es heisst, die Krise sei durch die Gier der Banker und die zu vielen, zu billigen Kredite aufgrund von zu tiefen Zinsen ausgelöst worden. Im Klartext heisst dies: Das FIAT MONEY System hat zu einer unverantwortlichen Ausweitung der Geldmenge geführt, weil zu viel Geld durch zu billige Kredite aus dem Nichts geschöpft wurde. Das reale Wirtschaftswachstum konnte aber mit der exzessiven Geldmengenausweitung nicht Schritt halten. Regierungen und Zentralbanken bekämpfen die Krise nun, indem sie „Liquidität“ in den Markt (beziehungsweise direkt und indirekt in die Banken) pumpen, was zugleich aber auch die Staatsverschuldung noch weiter vorantreibt. Es wird erhofft, so die Nachfrage zu stimulieren und damit die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die Zeche dafür bezahlen die künftigen Generationen. Mit blindem Aktivismus wird versucht, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben.

Verifizierbare Modelle anstatt wilde Theorien!

Alle Geldtheorien basieren auf Anreizsystemen und Annahmen zu ihren qualitativen Wirkungsweisen. Jede Theorie begründet eine eigene Wirtschaftsreligion. Es herrscht ein Glaubenskrieg zwischen den Anhängern der einzelnen Theorien, wobei keines der Lager in der Lage ist, die Richtigkeit seiner Theorie (wissenschaftlich) zu beweisen oder zumindest auch nur mit statistisch relevanten Daten zu untermauern. Von einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Materie fehlt jede Spur. Diese würde verlangen, das Gesamtsystem vollständig und auch in quantitativer Hinsicht zu modellieren und anhand dieses Modells alle möglichen Varianzen in Szenarien durchzuspielen beziehungsweise zu berechnen. Ein solches Modell konnte ich trotz aufwendiger Recherchen bislang nirgends finden.

„Geld muss fliessen“ ist eine der Forderungen von Silvio Gesells Freiwirtschaftslehre. Persönlich erachte seine Theorien in vielen Teilen als richtig, wobei ich festellen musste, dass auch diese noch unvollständig und nicht in allen Teilen ganz schlüssig sind. Mir gefällt aber Gesells Grundhaltung, mit der er seine Theorien von einer „natürlichen Wirtschaftsordnung“ entwickelt hat. Geld und Wasser haben vieles gemeinsam. Wo kein Wasser fliesst, gibt es kein Leben. Wo kein Geld fliesst, ist die Wirtschaft tot. Wasser, das längere Zeit in einem Tümpel steht, fängt an zu faulen und lässt mitunter todbringende Bakterien gedeihen. Geld, das thesauriert angelegt wird, entzieht durch den Zinseszins dem fliessenden Geld immer mehr Substanz. Von den Wasserbauern und Bewässerungstechnikern könnte die Ökonomie noch viel lernen.

Wir brauchen keine Theorien, die aus dem Nichts geboren werden, wie das FIAT MONEY, das durch die Kreditvergabe aus dem Nichts geschöpft wird. Wir brauchen zunächst einmal Modelle, welche das gesamte Geld- und Wirtschaftssystem hinreichend abbilden und die Konstruktionsfehler offenlegen. Danach können wir Modelle konstruieren, welche diese Fehler nicht mehr enthalten. Wir bauchen ein richtiges „Economic Engineering“, das auf anerkannten und erprobten Engineering-Prinzipien beruht! Schliesslich sind Ingenieure auch die besseren Terroristen 😉