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Das Web verändert sich – aber nicht wirklich

Welcome to the World Wide WebJeder, der eine Website unterhält, schaut sich regelmässig zwischendurch die Besucherstatistiken an, aus denen sich einiges herauslesen lässt. „Wieviele Besucher hat die Website, wofür interessieren sie sich und woher kommen sie?“ sind die brennendsten Fragen, auf die jeder Websitebetreiber gerne eine Antwort möchte. Einen wesentlichen Einfluss auf die Zahlen haben die Tageszeit, der Wochentag und das Wetter (vor allem am Wochenende). In letzter Zeit fallen die Besucherzahlen allerdings etwas enttäuschend aus. Obwohl die relative Positionierung (z.B. in den Slug-Charts [1]) keine grösseren Verschiebungen zeigt, nimmt die absolute Nutzung vor allem bei Blogs zwar nicht dramatisch aber doch stetig ab. Hat die Wirtschaftskrise nach den Virenschreibern [2] nun auch die Blogosphäre erreicht? Sind dies die ersten Anzeichen des von mehreren für dieses Jahr prognostizierten Blogsterbens? Das Verhalten und die Erwartungen der Benutzer haben sich in den letzten zehn Jahren verändert, doch wie steht es mit der Evolution der Websites?

An mir selber kann ich feststellen, dass ich immer bewusster durchs Web surfe und neben gezielten Recherchen nur noch selten nach mir bislang unbekannten Websites Ausschau halte. Ich bin suchmüde. Ich möchte nicht suchen müssen, sondern ich würde gerne finden und zwar auf Anhieb. Google, Yahoo, Ask, Bing und wie sie alle heissen sind dabei nicht immer wirklich hilfreich. Ich will keine Suchmaschine. Ich will eine Findmaschine! Finden tue ich vor allem auf themenspezifischen Hubs, bei denen ich weiss, was mich erwartet. Schliesslich suche ich diese genau deshalb auf. Ich mag und will keine ständigen Überraschungen im Web, denn die sind erfahrungsgemäss meist enttäuschend.

In den 90-er Jahren war es cool, überhaupt eine eigene Website zu haben, und es war völlig egal, wie diese aussah. Die Ansprüche bezüglich Inhalt, Design und Bedienfreundlichkeit sind heute viel höher. Doch nur die wenigsten Betreiber scheinen dies bemerkt zu haben. Damit meine ich nicht die Relikte von Studenten und Professoren aus den Web-Anfängen oder die Website der Familien Hinz und Kunz sondern die lieblosen und unansehlichen Webauftritte von vielen Unternehmen, die immer noch glauben, dass es mit einer Web-Präsenz allein schon getan ist. „Content is king“ ist schon richtig, aber wenn man den König in dreckige Lumpen hüllt, will ihn niemand sehen. Ein König gehört in Königsgewänder gekleidet! Nur dann wird er auch als König wahrgenommen.

Heute ist alles eckig, grau-blau und alles andere als ansprechend. Die kubische Fantasielosigkeit hat nach der Gebäude-Architektur auch im Web Einzug gehalten. Nachrichtenportale sind unendlich überladen. Hier scheint sich der „Information Overload [3]“ zu manifestieren. Eine klare Navigationsstruktur, die auf die Bedürfnisse des Besuchers ausgerichtet ist, findet man selten. Allgemein scheinen gerade Unternehmens-Websites mehr der egozentrischen Selbstdarstellung zu dienen, als dass sie für Besucher attraktiv sein wollen. Dies äussert sich auch in den Formulierungen. Viele der Sätze beginnen mit „Wir sind/haben/können …“. Nicht nur in der Wirtschaft sondern auch im Web scheinen Stagnation und Konjunkturabschwung angesagt zu sein. Schlecht gemachter Einheitsbrei, wohin das Auge reicht. Dafür ist mir meine Zeit einfach zu schade. Die Ausnahmen befinden sich in meiner Bookmarksammlung und diese besuche ich immer wieder gerne.