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Unser Geld- und Wirtschaftssystem hat einen Konstruktionsfehler – Teil 5

Wie unser Geldsystem funktioniert und warum wir ständiges, exponentielles Wirtschaftswachstum brauchen, um das System am Leben zu erhalten, habe ich in den ersten drei Beiträgen (Teil 1 [1], Teil 2 [2], Teil 3 [3]) erklärt und im vierten Teil [4] mehrere Videos für einen Kino füllenden Abend zum Thema zusammengestellt. Welche Konsequenzen der im Geldsystem begründete Zwang zum exponentiellen Wirtschaftswachstum auf den Wirtschaftskreislauf und unsere Umwelt hat, erklärt Annie Leonard im Film „The Story of Stuff“ [5], dessen deutsche Version [6] ich hier verlinkt habe:

Story of Stuff – German [6] from Utopia.de [7] on Vimeo [8].

Annie Leonard mag die Dinge vielleicht etwas vereinfacht und provokativ darstellen. An der Wahrheit der Inhalte ändert dies jedoch nichts. Ein Film, der zum Nachdenken anregt. Ebenfalls anregend und spannend inszeniert zeigt der 2003 unter der Leitung des Dozenten Stefan Jäger an der Filmakademie Baden-Württemberg entstandene und prämierte Film „Vom Reis [9]“ in gekonnter Hollywood-Manier das Zusammenspiel zwischen Geldsystem, Staatsverschuldung, Politik und Korruption. Es ist Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen und ebenso deren Urheber.


Vom Reis – Kurzfilm über das Geldsystem

Prägnanter könnte man die Realität in einem Kurzfilm wohl kaum darstellen.

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "Unser Geld- und Wirtschaftssystem hat einen Konstruktionsfehler – Teil 5"

#1 Kommentar von TDJ am Donnerstag, 5. Februar 2009 00000002 13:18 123383633401Do, 05 Feb 2009 13:18:54 +0100

Nundenn – die Realitäten sind erkannt – so schwierig ist das ja nicht, denn die Fakten liegen für jeden greifbar nah.
Wer denken kann und will, kommt an diesen Fakten nicht vorbei.
Nur, wie sehen die Lösungsansätze aus?
Wir wissen nun mittlerweile alle – Kommunismus und Sozialismus sind tot.
Die bislang bekannte und gekannte „Freie Marktwirtschaft“ stösst an Ihre Grenzen.
Wenige Profiteure, viele Akteure – der moderne Sklavenhandel.
Das begriffen ja schon die alten Römer. Brot und Spiele für das Volk um es auf immer bei der Stange zu halten.

Was nun aber interessiert sind konkrete Massnahmen, umsetzbare Ideen, die – ohne einen Staat in den Ruin zu treiben – eine neue Ära einläuten.
Das korrumpierte System der Ultrareichen kann nur mit Intelligenz, Nachhaltigkeit und einer atomaren Durchlagskraft durch ein komplett neues Denk- und Handlungssystem ersetzt werden, das alles Bisherige in den Schatten stellt und dem Menschen – und zwar der Mehrheit – dient. Dienen vor verdienen. Gegen dieses neue System kämpfen werden mit allen Mitteln der gut vernetzte Geldadel (die wenigen Ultrareichen), die Staaten und deren Vertreter (die von den wenigen Ultrareichen korrumpiert sind.
Wie steht es in der Bibel? Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Auch wenn die moderne Materialwirtschaft Gott verstossen will, merkt sie nun, dass ohne Gott nichts geht. Die einen früher, die anderen später. Spätestens jedoch auf dem Sterbebett, wenn er mit Gott konfrontiert wird, von dem er heute noch behauptet, dass er nicht existiert.

#2 Kommentar von Sociobilly am Donnerstag, 5. Februar 2009 00000002 18:21 123385451906Do, 05 Feb 2009 18:21:59 +0100

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Revolution und Krieg unseren Alltag prägen werden. Auf den globalen Finanzmärkten und im Cyberspace tobt er bereits, aber das einfache Fussvolk (zumindest im Wohlstands-Europa) bekommt (noch) nichts davon mit. Auch die vielen „Bürgerkriege“ in Afrika, in den ehemaligen Sowjetrepubliken, in Südostasien und in Südamerika nehmen wir nicht wirklich wahr, da sie medienpopulistisch uninteressant zu sein scheinen und zudem systematisch tot geschwiegen werden. Viel lieber zeigt die Tagesschau die politischen Showeinlagen des neuen US-Messias oder berichtet über Einzelschicksale, um von den grossen Problemen abzulenken. Mit sowas lässt sich die Werbung eben besser verkaufen, von der die Existenz der (meisten) Medien abhängt. Wie Du richtig sagst, wird der Pöbel mit Brot und Spielen dumm und bei Laune gehalten.

Natürlich ginge es zumindest theoretisch auch auf die friedliche Art. Dies würde aber einen globalen Wertewandel bedingen, den ich noch nicht einmal ansatzweise spüren kann. Intelligente und verantwortungsvolle Einzelpersonen gab und gibt es immer. Nur erreicht ihre Zahl nicht genügend schnell die kritische Masse und das Kollektiv erweist sich nun mal als äusserst lernresistent. Aber mit ein bisschen globaler Demut wäre auch schon viel zu erreichen. Nur kennt kaum noch jemand die Bedeutung dieses Wortes, aber umso mehr wird Demütigung salonfähig.

Gottlosigkeit führte schon immer ins Verderben. Den abgehobenen, überbezahlten Knechten des Geldsystems täte es gut, für ein oder zwei Wochen Dienst im Altersheim auf der Demensabteilung zu tun – das volle Programm. Das hat noch jeden auf den Boden der Realität zurückgebracht … und mich hat es daran gehindert, abzuheben 😉 Dafür bin ich heute dankbar.

#3 Kommentar von Dr. Horst Käsmacher am Sonntag, 1. März 2009 00000003 16:21 123592090604So, 01 Mrz 2009 16:21:46 +0100

Und sie bewegt sich doch!

Jemand der glaubt, dass exponentielles Wachstum in einer begrenzten Welt unbegrenzt weitergehen könne, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.
Kenneth E. Boulding

Für einen Naturwissenschaftler ist es völlig unbegreiflich, dass Ökonomen und Politiker unisono exponentielles Wachstum der Wirtschaft fordern. Den Politikern sei verziehen. Die meisten von ihnen haben neben Reden- und Ent scheidenmüssen keine Zeit, sich mit derartigen Dingen zu beschäftigen und Vielen mangelt es an der erforderlichen Intelligenz. Bei den Ökonomen stellt sich die Frage, ob es sich um Betriebsblindheit handelt, oder ob die Sache nicht doch erkannt ist, aber zugunsten der eigenen gesellschaftlichen Stellung verschwiegen wird. Die Gleichgewichtsmodelle in den Lehrbüchern reduzieren ihren Untersuchungsgegenstand immer nur auf zwei Parameter und klammern alle anderen – ceteris paribus – aus. Dabei sind diese Gleichgewichtzustände keine empirisch gesicherten Fakten, sondern theoretische Annahmen. Im Wesentlichen geht es immer nur um das Wechselspiel von Angebot, Nachfrage und Preis auf den Gütermärkten, Arbeitsmärkten und Kapitalmärkten. Bei diesem Gleichgewichtsansatz bleiben die Modelle immer statisch und behandeln Grenzfälle, die in der realen Wirtschaft nicht auftreten. Diese ist nämlich ein dynamischer System, in dem alle wechselwirkenden Parameter Variablen sind und keine Konstanten, wie in den Gleichgewichtsmodellen ceteris paribus eleminiert.
Jeder Regeltechniker weiß, dass ein positiv rückgekoppeltes System auf seine eigene Zerstörung programmiert ist. Und um ein derartiges System handelt es sich in unserem Geldsystem, bei dem dem das Geldkapital den Zinsertrag und dieser das Geldkapital erhöht. Es ist erfreulich, dass dieser Mechanismus von immer mehr Menschen erkannt wird. Ich befürchte allerdings, dass das Spiel, nach dem Reset durch den absehbaren Kollaps wieder von vorne beginnen wird.

#4 Kommentar von Sociobilly am Sonntag, 1. März 2009 00000003 19:42 123593295107So, 01 Mrz 2009 19:42:31 +0100

„ceteris paribus“ fand ich schon in meiner Studienzeit eine recht naive und zu sehr vereinfachende Annahme der Ökonomen. Der Erfolg von zum Beispiel Coca-Cola oder Apples iPod und iPhone beweist, dass es noch weitere Faktoren gibt, die zwingend in einem Wirtschaftsmodell zu berücksichtigen sind.

Wir werden unsere Wirtschaft schon bald neu „booten“ müssen. Wenn wir aber bis dahin kein neues Betriebssystem entwickelt haben, das wir lauffähig installieren können, werden wir mit weiter mit „Windows 95“ fahren müssen, um es in absehbarer Zeit wieder neu booten zu müssen.

#5 Kommentar von Taylor_two am Dienstag, 21. April 2009 00000004 16:04 124032265504Di, 21 Apr 2009 16:04:15 +0200

Hallo Sociobilly,
Ihre Darlegungen haben mich zu folgenden Gedanken angeregt:
Was ist, wenn hinter der gigantischen Finanzkrise ein wohlüberlegtes Projekt
steht?
1. Phase 1987 Verfahrensentwicklung mit Bill Demshak bei J.P.Morgan unter
Henry Paulson (Machbarkeitsstudie)
2. Phase Aquisition und Strukturierung der Ressourcen. Blythe Masters entwickelt das Marketing-Konzept, Paulson wird Finanzminister
3. Phase Paulson schafft die gesetzlichen Grundlagen für die Umsetzung
4. Phase Generierung der gigantischen Geldmenge
5. Phase Lehmannpleite und großes Abkassieren

Noch etwas: Sie (Paulson und Ko) haben jetzt das Know How für den großen
Coup, mal sehen was draus wird

#6 Kommentar von Sociobilly am Dienstag, 21. April 2009 00000004 17:33 124032800605Di, 21 Apr 2009 17:33:26 +0200

Das wäre dann wohl die grösste Verschwörung des Jahrhunderts. Ganz von der Hand zu weisen sind solche Gedanken/Szenarien allerdings nicht. Gerade in Zeiten von grossen Krisen und ihrer Bereinigung wird sehr schnell sehr viel Geld/Vermögen umverteilt und in der grossen Hektik vergisst man gerne, die angeblichen Tatsachen zu hinterfragen. Spätestens in ein paar Jahren sind wir hoffentlich klüger.

#7 Kommentar von TDJ am Donnerstag, 23. April 2009 00000004 08:54 124046969808Do, 23 Apr 2009 08:54:58 +0200

Ich bin mir sicher, dass sich der Sachverhalt genau so verhält.
Die Krise Ende der Zwanzigerjahre – man beachte, wieviel Geld schon damals umverteilt worden ist. Von denselben Banken, wie heute. Durch Fusionen teilweise unter neuen Namen.
Nationalbanken – in USA im Besitz der Banken – haben GOLD/Noten aufgehoben.
Warum wohl?