Day: Mittwoch, 13. August 2008

Betteln und Hausieren verboten!

SPAMDas Betteln auf öffentlichem Grund und Boden ist in fast allen Orten von Gesetzes wegen verboten und auch das Hausieren ist nur mit einer entsprechenden amtlichen Bewilligung erlaubt, denn in einem Wohlfahrtsstaat mit Sozialfürsorge braucht schliesslich niemand zu betteln. Ein einziger Bettler stört zwar kaum jemanden. Aber wenn sie gleich in Scharen auftauchen, wird jeder einzelne als störend und lästig empfunden. Wie sich vor allem auch ältere Menschen durch ungebetene Werber (sei es für Staubsauger, Haarbürsten, Telekommunikationsverträge oder Sekten) an der Haustüre ärgern, zeigt eine Diskussion zum Thema „Betteln und Hausieren verboten?“ beim Senioren-Treff. Deshalb nutzen „clevere“ Vermarkter heute Direct Mailing (Briefwerbung), das Telefon und Email, denn hier greift das Gesetz nicht.

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Eiserner Vorhang 2.0

eiserner VorhangNicht nur das Web erfährt eine „Neuauflage“ mit aktualisierter Technologie. Auch der längst tot geglaubte eiserne Vorhang erlebt eine Renaissance. Nur hat sich dieser geographisch etwas verlagert und schützt nicht mehr den Osten vor dem bösen Westen sondern neuerdings den Westen vor dem bösen Osten und dem Rest der Welt. Dies wurde mir diesen Sommer auf meiner Reise in die Ferien so richtig bewusst.

Wer die Grenze zum Schengenraum passiert, wird genaustens geprüft. Seine Identität wird durch den Fahndungscomputer gejagt, das Nummernschild des Fahrzeugs wird per Videokamera erfasst und elektronisch registriert, um mit der grossen Datenbank von geklauten und gesuchten Fahrzeugen abgestimmt zu werden. Wer in die USA einreist, darf sogar seine Fingerabrücke in der Datenbank hinterlassen, nachdem bereits alle seine Flugreisedaten (inkl. seiner Konsumation auf dem Flug) im grossen Zentralcomputer erfasst wurden.

Da wurden Erinnerungen an meine erste Reise 1979 in den damaligen Ostblock wieder in mir wach und ich hatte wieder das gleiche beklemmende Gefühl in der Brust wie damals. Nur geht heute das ganze Prozedere des Grenzübertritts dank moderner Informationstechnologie viel schneller und die Herren mit den Maschinenpistolen halten sich heute mehr im Hintergrund, solange kein Anlass für ein in Erscheinung treten besteht. Schliesslich will man keine zahlenden Touristen erschrecken.

Früher waren es die „Ossis“, welche ihre Freiheit der kommunistischen Fürsorge durch den allmächtigen Staat opfern mussten, um vor der Dekadenz des kapitalistischen Westens beschützt zu werden. Heute sind wir „Westler“ die armen Schweine, die ihre Freiheit und Privatsphäre für eine fiktive Sicherheit vor einer vorwiegend virtuellen und hoch stilisierten Bedrohung opfern dürfen. Weil der goldene Käfig, in den wir uns sperren lassen, ein hübsches rosa Mäschchen hat, lassen wir uns gerne blenden und zum Narren halten. Meine Beobachtungen bestätigen leider die These „Das Kollektiv ist nicht lernfähig und der Pöbel ist dumm“. Aber dennoch bleibe ich ein Optimist und hoffe, dass sich genügend intelligente Individuen finden lassen, um das Schlimmste zu verhindern.