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Samichlaus als Vorbote von Weihnachten

WeihnachtsmannHeute ist „Samichlaus“ (auf Hochdeutsch „Nikolaustag“), doch viele wissen nicht einmal, wer dieser (heilige) Nikolaus war, dessen Namenstag wir jedes Jahr am 6. Dezember feiern. Wer nun einfach an den dicken Mann mit dem weissen Bart und der roten Zipfelmütze denkt, der mit dem mit Geschenken beladenen Rentierschlitten vorfährt und „Hohohohooo!“ ruft, liegt völlig falsch. Das ist nämlich der „Weihnachtsmann“, der weder mit dem Nikolaus noch mit Weihnachten im christlichen Sinn etwas am Hut hat.

Der erste Coca-Cola Santa Claus 1931 [1]Der „Weihnachtsmann“ hielt mit der Kommerzialisierung von Weihnachten um die Mitte des 19. Jahrhunderts Einzug in unsere Gesellschaft als atheistischer Abklatsch des Bischof Nikolaus von Myra, der mit einer der nordischen Götterwelt entlehnten, mit „Väterchen Frost“ verwandten Figur gekreuzt wurde. In den USA wurde diese Kunstfigur 1931 durch Haddon Sunblom für eine Werbekampagne von Coca-Cola [1] zur Karikatur hochstilisiert und damit vollends für die Kommerzialisierung von Weihnachten [2] zweckentfremdet. Der Weihnachtsmann hat kaum noch etwas gemeinsam mit dem „heiligen Nikolaus“, der ursprünglich mit Mitra, Bischofsstab und goldenem Buch dargestellt wurde und dessen Namenstag wir am 6. Dezember in Erinnerung an sein wohltätiges Wirken mit dem Brauch des Kinder Beschenkens feiern.

Heiliger Nikolaus - Bischof von MyraImmer mehr verdrängt jedoch dieser unheilige Weihnachtsmann, der im Englischen fälschlicherweise „Santa“ genannt wird, das Christkind und immer weniger Menschen kennen den Ursprung und die Bedeutung von Weihnachten. Bei der heutzutage zelebrierten materialistischen Variante von Weihnachten geht es nicht mehr um das Christfest sondern nur noch um ein duselig-wohles „Weihnachtsgefühl“, an dem auch Atheisten und Andersgläubige mit gutem Gewissen teilhaben können, solange die Kassen klingeln.

Weihnachten bedeutet heute für viele nur noch einen Kostenblock zum Jahresende, eine aufwändige und Nerven aufreibende Jagd nach Geschenken, Völlerei unter einem bunt leuchtenden Tannenbaum und Komasaufen auf Firmenkosten. Wichtig ist, dass der Rubel rollt und alle ein „schönes Gefühl“ dabei haben.

WeihnachtsbaumÜbrigens hat auch der „Weihnachtsbaum“ ursprünglich gar nichts mit Weihnachten zu tun. Die heidnischen Germanen schmückten früher zur dunkelsten Jahreszeit – der Wintersonnenwende – immergrüne Bäume beziehungsweise Tannenbäume mit (Kerzen-) Lichtern zum heidnischen Lichtfest. Weil Weihnachten und das Lichtfest zeitlich praktisch aufeinander fallen, wurde diese Tradition später im Zuge der Christianiserung Europas übernommen und im 19. Jahrhundert von Deutschland aus in die ganze Welt exportiert. Auch das Schmücken von Häusern und Strassen mit Lichterketten in der Andventszeit zeugt noch von diesem Lichtfest.

Ebenso hat sich auch das Internet [3] durch die Kommerzialisierung völlig verändert. Erfunden wurde ursprünglich das ARPANET vom US-Militär und später wurde es im Hochschullabor zum Internet weiterentwickelt. Zur Informationsübermittlung im ursprünglichen Sinn wird es zwar immer noch genutzt, vor allem aber ist es mittlerweile zu einem bedeutenden Unterhaltungs-, Werbe- und Absatzkanal geworden. In den Adventstagen ist Online-Shopping angesagt und billiger als ein Einkaufen im Laden ist dies meist auch noch. Dadurch hat Weihnachten ein Gesicht im Internet bekommen – wenn auch nicht unbedingt ein christliches.

So verändert sich die Zeit. Manche nennen das Evolution, andere sprechen lieber von Launen der menschlichen Natur oder gar von kultureller Degeneration. Mehr zu Internet und Weihnachten könnt Ihr von mir im Blog der Firma Aseantic im Gast-Beitrag „Erlösung durch Internet- und Weihnachts-Kompetenz [4]“ lesen. Und wer mehr über den Sankt Nikolaus erfahren möchte, liest einfach den Beitrag „Wer also war der heilige Nikolaus? [5]„.