Day: Mittwoch, 24. Januar 2007

Escrow-Dienstleistungen bei Weblaw

Weblaw bietet nun auch Escrow-Dienstleistungen für Software an. Kunden können sicherstellen, dass der Source Code der Software, die sie von einem Anbieter einsetzen, einschliessilch der zugehörenden Dokumentation sicher aufbewahrt wird und sie im Notfall Zugriff darauf haben, auch wenn der Hersteller nicht mehr am Markt sein sollte. Dies ist unter anderem für eine Bewertung der operativen Geschäftsrisiken im Hinblick auf Basel II wichtig. Auch für den Software-Entwickler ist die Sicherstellung der Geheimhaltung des Source Codes von grossem Interesse zur Wahrung seines Geschäftsgeheimnisses. Die spezifische, auf die individuellen Bedürfnisse der Parteien zugeschnittene Ausgestaltung der Hinterlegung von Software ist sowohl technisch als auch juristisch anspruchsvoll und bedarf eines umfassenden Wissens in beiderlei Hinsicht. Die Zahl der Software Escrow Agents ist entsprechend immer noch relativ bescheiden gemessen am Marktbedürfnis. Umso erfreulicher ist es, einen weiteren kompetenten Agent am Schweizer Markt zu haben. Danke Weblaw!

Blogs und Wikis – Ein moderner Abklatsch des FidoNet

Blogs und Wikis sind heue der letzte Schrei in der Gemeinschaft von Selbstdarstellern und Exhibitionisten einer Generation, der ich eigentlich schon fast entwachsen bin. Totzdem nehme ich mit dieser Site am bunten Treiben teil, damit die demographische Verteilung auch im Internet stimmt. Als wir noch kein Internet zuhause hatten, war das FidoNet die angesagte Art und Weise der computerbasierten, vernetzten Kommunikation. Zum Internet hatten wir nur im Studium Zugang. Alles war textbasiert und umständlich zu bedienen. Das FidoNet war ein Mailbox-Netz und einfacher zu bedienen. Die hohen Telefonrechnungen für die teuren Modem-Verbindungen nahmen wir in Kauf. Bei der ersten Rechnung, die ich erhielt, nachdem ich mir für ‚günstige‘ DM 400.- ein nicht BAKOM-geprüftes Zyxel-Modem mit 16.8 kpbs zugelegt hatte, blieb mir fast die Luft weg.

Auch damals gab es schon E-Mail, File Sharing, Blog und Wiki – wir nannten es (mit Ausnahme von E-Mail) nur etwas anders. Dem Bulletin Board System (BBS) von damals entspricht heute die Domain mit Website im Internet. Auch BBSs, die ihr Geld mit kostenpflichtigen bunten Bildern von Personen im Adam- oder Eva-Kostüm verdienten, gab es damals schon. Mehrere BBSs hatten ihren Newsletter, den man abonnieren konnte. In den Echos (so nannten wir die Diskussionsforen) wurde heftig diskutiert. Spam kannten wir nicht, denn praktisch alle Teilnehmer hielten sich an die Fido-Policy. Wer dies nicht tat, wurde von der Gemeinschaft geächtet und ausgesperrt. Wir waren ein demokratisch organisiertes Peer-to-Peer-Netz, dem man sich nur über persönliche Kontakte anschliessen konnte. Die selbstgewählte Hierarchie und die soziale Kontrolle im Netz funktionierten. Mit der Einwahl über einen ISP wurde der Zugang zum Internet massiv vereinfacht und verbilligt. Mit dem Einzug des WWW verschwand das FidoNet fast schlagartig (bis auf ein paar wenige renitente Fido-ler in Osteuropa und Russland).

Heute erinnert sich kaum noch jemand an das FidoNet. Nicht, dass ich alten Zeiten nachweine. Jedes Pioniertum hat irgendwann sein Ende, wenn seine Errungenschaften zum Allgemeingut werden. Das ist auch gut und richtig so. Nur leider bleiben bei diesem Vorgang oft auch wertvolle Errungenschaften auf der Strecke und geraten in Vergessenheit. Zum Teil werden sie später neu erfunden und der Welt unter einem neuen Namen als revolutionäre Erfindung verkauft. Alter Wein in neuen Schläuchen eben. Was einem schliesslich noch bleibt, ist der Stolz, einmal ein Pionier gewesen zu sein.