Year: 2007

Wahre Geschichte – illegaler Adressdatenhandel und die GEZ

GEZDie frei erfundene Figur Billy Baypack des Aktionskünstlers Ruppe Koselleck macht sich für Werbetreibende interessant. So gerät Billy Baypacks Adresse in Datenbanken und wird (illegal) weiterverkauft, bis sich dann auch noch plötzlich die deutsche GEZ für Billy interessiert. Diese vermag Billy nicht mehr loszuwerden, was ihn zu extremen Massnahmen treibt. Was er dann so anstellt, kannst Du bei Telepolis nachlesen: „Warum Dr. Billy Baypack heute Nachmittag sein Radio öffentlich und fachgerecht zerstören wird„. Eine wahre Geschichte über Bürokratie im Informationszeitalter. Erinnert mich ein bisschen an Kafka. So etwas in der Art könnte auch dem Horst Schlämmer passieren, wenn er nicht aufpasst. Und das wäre definitiv schlecht für seinen Kreislauf.

Online SUDOKU

Sudoku ist bei uns innert kürzester Zeit zum Volkssport geworden und hat seinen festen Platz in fast jeder Tageszeitung gleichberechtigt neben dem Kreuzworträtsel. Auch ich vertreibe mir regelmässig die Zeit auf dem Arbeitsweg damit. Eine, wie mir scheint, recht gelungene und augenschonende Online-Version des vom Rätselspezialisten Dell erfundenen und vom Zeitschriftenverleger Nikoli populär gemachten Zahlenspiels ist die von DIE ZEIT unter http://sudoku.zeit.de/.

Online-Sudoku bei DIE ZEIT

Das tägliche Sudoku gibt es in drei Varianten (leicht, mittel und schwer) als JavaScript-Version oder als Flash in einem Popup-Fenster. Wer nicht online spielen will, lädt sich die Aufgabe des Tages als PDF-File herunter und druckt es aus, wann immer es ihm beliebt. Mobile-Gamer können sich das Spiel für drei Euro auf’s Handy laden.

US-Geheimdienst NSA nutzt Daten von US-Telcos

National Security Agency (NSA) LogoEin Datenschutz-Skandal jagt den anderen! Die New York Times hat weitere Einzelheiten des umstrittenen Lauschprogramms der US-Regierung und der National Security Agency (NSA) enthüllt, womit die Zusammenarbeit zwischen US-Geheimdiensten und Telefongesellschaften nicht mehr nur die Hirngespinnste von Verschwörungstheoretikern sind. Dass das vor zwei Jahren ans Licht der Öffentlichkeit gebrachte NSA-Lauschprogramm im „Krieg gegen den Terror“ nur die Spitze eines Eisbergs war, ist seit längerem bekannt. Nun soll mit der Neufassung des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) im Namen der Terrorprävention das längst veraltete Lauschsystem Echelon modernisiert und um Anzapf- und Abhörmöglichkeiten für das Internet und Glasfasernetz ausgebaut werden. Allen Schnüffelhelfern soll Straffreiheit zugesichert werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich nur noch um eine nachträgliche Legitimation von längst getätigten Investitionen und mittlerweile alltäglichen Abhörpraktiken.

Widerstand in Österreich gegen Überwachungsstaat

SOS-Überwachung

Auch in Österreich wächst die Opposition gegen das neulich beschlossene Sicherheitspolizeigesetz (SPG). Drei Informatik-Professoren und eine Richterin haben gemeinsam mit den Grünen eine „Initiative für den Schutz vor dem Überwachungsstaat“ gestartet. Durch den Nationalratsabgeordneten Peter Pilz soll die Petition dem Nationalrat überreicht werden. Die Online-Petition kann man hier mitunterzeichnen (ein bisschen nach unten scrollen!).

Mehr dazu bei heise online: „Österreich: Petition gegen den Überwachungsstaat gestartet

studiVZ bessert AGB nach – Google startet Web-Visitenkarte

StudiVZNur kurz nach Bekanntgabe der neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen, deren Schwerpunkt auf der Verwendung der Nutzerdaten für neue Werbeformen zur Erschliessung neuer Geldquellen lag, bessert die Social-Networking-Plattform studiVZ nach. „Das Feedback und die Kritik der Nutzer an der Werbung per SMS und Instant Messenger war so stark, dass wir diese Passage aus den AGB entfernen werden“, erklärte StudiVZ-Sprecher Hensen gegenüber heise online, nachdem es zur geplanten Schnüffelwerbung nur so Protest hagelte und Datenschützer zum Austritt aufriefen. Das Unternehmen will nun auch nicht mehr Daten der Mitglieder an Dritte verkaufen. Die persönlichen Daten sollen nach Beendigung der Mitgliedschaft gelöscht werden. Vorher sollten sie lediglich nicht mehr über das Portal abrufbar seien. Wenn ein Mitglied den neuen AGB nicht bis Ende März nächsten Jahres zustimmt, wird sein Account von StudiVZ gelöscht.

Der Fall der Studentenplattform zeigt, dass soziale Netzwerke im Web künftig sorgfältiger mit dem Datenschutz umgehen müssen. Wer seine Mitgleider verärgert und ihre Daten missbraucht, wird von ihnen aussortiert. Auch im Web spielt das Gesetz der natürlichen Selektion.

GoogleDas scheint aber bislang noch nicht ganz zu Google durchgedrungen zu sein. Der Suchriese hat klammheimlich seine neue Online-Visitenkarten-Funktion Google Profile aufgeschaltet, welche ein Benutzer nicht einmal abschalten kann. Alle Google-Dienste sollen künftig mit der Web-Visitenkarte verknüpft werden. Google-Maps, der RSS-Reader und der soziale Bookmark-Dienst Shared Stuff sind bereits angeschlossen. Wie gewöhnlich, hält man bei Google nicht viel von Datenschutz und Privatsphäre. Wenn ich folgende Aussage von Google dazu lese, stellen sich mir gleich die Nackenhaare auf: „Anyone can see your Google Profile. When you post publicly, your nickname (and not your full name) is shown to people viewing your content. If you put your full name in the „Nickname“ field, pages on which your profile appears may be returned as results by Google.“ Das muss ich wohl kaum näher kommentieren.

23andMeEs wird wohl nicht lange dauern, bis man auch sein Genom in der DNA-Datenbank von Google’s Partner 23andMe mit der Visitenkarte verknüpfen kann. Und ich bin mir ganz sicher, dass sich genügend Idioten finden werden, die dies ohne nachzudenken tun werden. Spätestens dann wird man sich fragen müssen, ob die Diskussion um Online-Überwachung und Vorratsdatenspeicherung nicht plötzlich überholt und obsolet ist.

Schäuble macht Marschhalt

Wolfgang SchäubleBundesinnenminister Wolfgang Schäuble will einen neuen Gesetzes-Entwurf für heimliche Online-Durchsuchungen erst nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts über das nordrhein-westfälische Verfassungsschutzgesetz vorlegen. Damit respektiere er, dass die SPD erst die Entscheidung aus Karlsruhe abwarten will. Zugleich machte Schäuble klar, dass für ihn eine Erweiterung das Gesetzes für zivilrechtliche Zwecke (wie etwa die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen) nicht in Frage kommt. Die Angelegenheit ist für Kollege Wolfgang viel zu wichtig, als dass er es durch irgendwelchen zivilrechtlichen Firlefanz gefährden würde. Angesichts der Brisanz des Geschäftes hat es für ihn anscheinend an Dringlichkeit verloren – nicht aber an Wichtigkeit. Oder hat das vielleicht mehr damit zu tun, dass man technisch noch gar nicht für den grossen Online-Lauschangriff gerüstet ist? Jedenfalls darf man den Entscheid über einen solch massiven Eingriff in die Privatsphäre der Bürger nicht überstürzen. Ein Marschhalt über die Feiertage tut bestimmt gut und lässt vielleicht auch Zeit und Raum, um über das Ganze nochmals nachzudenken. Schliesslich sollen aufgrund der Gesetzesänderung 50’000 hoch-spezialisierte Fachkräfte (Experten für Chemie, Abhörtechnik und Computer) neu in den Staatsdienst gestellt werden. Das geht sowieso nicht von heute auf morgen.

Neue AGB von studiVZ machen Bahn frei für neue Werbung

Social-Networking-Plattform studiVZDie Social-Networking-Plattform studiVZ passt ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen an. Im Gegensatz zu Xing werden die neuen Bedingungen den Mitgliedern per E-Mail rechtzeitig verschickt und nicht einfach über die Hintertür eingeführt. Eine FAQ zu den Neuregelungen ist dazu bereits für jedermann online einsehbar. Bis zum 9. Januar 2008 müssen die studiVZ-Mitglieder den neuen AGB und Datenschutzregelungen zustimmen, um auch danach studiVZ wie bisher nutzen zu können. Ohne diese Zustimmung haben sie nach diesem Termin keinen Zugang mehr zu ihrem persönlichen Profil und ihren Nachrichten, werden aber beim Login auf studiVZ automatisch um ihre Zustimmung gebeten. studiVZ hat anscheinend aus den Fehlern in der Vergangenheit gelernt und sich im Gegensatz zu anderen Plattformen als lernfähig erwiesen.

Mit der „Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten“ in den neuen Nutzungsbedingungen soll die Vermarktung neuer Werbeformen ermöglicht werden, um die Werbung auch auf anderen Wegen als über die Plattform selbst (E-Mail, Instant-Messenger, SMS, etc.) an die Studis zu bringen. Das soll die Werbemöglichkeiten erweitern und die Attraktivität für Werbetreibende steigern. Wer damit nicht einverstanden ist, kann die Nutzung dieser Daten für Werbezwecke über ein klassisches Opt-Out-Verfahren in seinen Datenschutzeinstellungen deaktivieren. Ob allerdings Punkt 3.3 der neuen AGB, der den Teilnehmern nicht mehr das Recht eingeräumt, die Daten bei studiVZ löschen zu lassen, rechtskonform ist, wage ich zu bezweifeln. Trotzdem ist die Einführung der neuen Nutzungsbedingungen wesentlich sauberer, transparenter und somit fairer als auf vielen anderen Plattformen. Jeder kann selber entscheiden, ob er diese akzeptieren will (sofern er versteht, welche Konsequenzen das für ihn hat).

Zu kurz gedacht: Schäuble und seine Kritiker

Der treffende Kommentar bei heise online zu Peter Monnerjahn’s hervorragendem Artikel „Zu kurz gedacht: Schäuble und seine Kritiker“ bei Telepolis:

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist nicht der einzige, der machtpolitisches Kapital aus immer neuen Bedrohungsszenarien schlägt: volksparteiübergreifend gibt es einen Konsens darüber, dass die „neuen terroristischen Bedrohungen“ immer neuer Ermittlungsmöglichkeiten für die Behörden bedürfen. Eine meist halbherzige Oppostion und ebenso meist hasenfüßige Medien finden nicht den Mut, den Bluff aufzudecken und den Kaiser samt seiner neuen Kleider zu entblößen, schreibt Telepolis in einem Kommentar zur aktuellen Sicherheits- und Terrorbekämfungsdebate.

Lange bevor der Sicherheits- und Überwachungswahn tatsächlich erste Opfer gefunden hat, sind große Teile der veröffentlichten Meinung bereits Gefangene des geschickt verschleiernden schäubleschen Argumentationsrahmens geworden. Wie aus diesem Rahmen ausgebrochen und die Diskussion wieder auf eine von demokratischen Prinzipien geleitete Bahn gelenkt werden kann, beschreibt der Artikel auf Telepolis.

Das muss man einfach gelesen haben!

Soziale Netzwerke im Internet bröckeln

Die ersten Anzeichen für das Sterben von Sozialen Netzwerken sind bereits am Horizont erschienen. Als einer der ersten macht die deutsche Telekom ihre T-Community sogar ganz dicht. Mark Zuckerberg’s Facebook hat mit seinem Werbeprogramm „Facebook Ad“ beziehungsweise seinem Werbeanzeige-System „Beacon“ die Community verärgert, weil Facebook persönliche Daten wie Alter, Geschlecht und Interessen seiner Nutzer an Werbetreibende weitergibt. Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung scheinen auch bei XING nicht zuoberst auf der Prioritätenliste zu stehen. Das Business-Netzwerk verkommt neuerdings zum vollautomatischen Bewegungsmelder seiner Mitglieder, was auf breiter Front Unmut und ernsthafte Datenschutzbedenken geweckt hat. Daran kann auch die ausführliche Stellungnahme von Lars Hinrichs, CEO der Xing AG, zum neuen Feature „Neues aus meinem Netzwerk“ nichts ändern.

Xing LogoFür mich war das nur noch das Pünktchen auf das „i“ nach einem Schriftwechsel mit Xing zu Datenschutz, informationeller Selbstbestimmung, Auskunftspflicht und Transparenz. Daraus habe ich nun meine Konsequenzen gezogen und meine Mitgliedschaft bei Xing beendet. Ich habe keine Lust, mit meinen persönlichen Daten als Datenfutter herhalten zu müssen! Xing beruft sich darauf, dass bei Anmeldung der Xing-Mitgliedschaft alle Nutzer ihr Einverständnis zu solchen (teilweise sehr einseitigen) Tracking-Funktionen gegeben hätten. In der Antwort von Xing auf meine Anfrage per E-Mail heisst es unter anderem: „Ihrer Ansicht nach liegt ein Verstoß gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung sowie das Auskunftsrecht über die Verwendung von eigenen personenbezogenen Daten vor, da für Nicht-Premiummitglieder unter „Mitglieder, die mein Profil kürzlich aufgerufen haben“ nicht ersichtlich ist, wer die Aufrufer des eigenen Profils sind. Wir erlauben uns, dieser Ansicht zu widersprechen. Unserer Rechtsauffassung nach besteht keine Verpflichtung zur Offenlegung der Aufrufer der persönlichen Profile.“ Und in einem weiteren E-Mail schreibt mir Antonino Avarello von Xing: „Sie haben mit unseren AGB akzeptiert, dass andere XING Mitglieder Ihr Profil sehen dürfen. Welche das genau sind, ist dort nicht geregelt. Wir können nicht bestätigen, dass Ihr Recht auf informelle Selbstbestimmung dadurch eingeschränkt wird.“ Jetzt können mich Lars & Co. mal kreuzweise! Aus dem Big Brother Container bin ich nun ausgestiegen und empfehle jedem, es mir gleich zu tun. Die Funktion zur Kündigung der Mitgliedschaft bei Xing ist übrigens gut versteckt. Hier geht’s direkt zur Seite: https://www.xing.com/app/user?op=cancel

StalkingDie „Social Networks“ im Web werden allgemein massiv überbewertet und dienen immer mehr nur dazu, Besucher zu generieren, die dann mit irgendwelcher Werbung zugemüllt werden können. Mit Google’s OpenSocial Schnittstelle soll der Datenaustausch der sozialen Netzwerke künftig auch noch plattformübergreifend und schrankenlos werden. Spätestens dann wird es praktisch unmöglich, den Fluss der eigenen Profildaten noch nachvollziehen, geschweige denn kontrollieren zu können. Diese dienen dann nur noch der Befriedigung der voyeuristischen Triebe, um die Besucherzahlen hochzuschrauben. Google, Xing, MySpace, Facebook & Co. erhoffen sich zudem, Werbung mit Hilfe der persönlichen Daten ihrer Nutzer individueller und somit zielgenauer platzieren zu können – und dies plattformübergreifend, ohne technische Barrieren. Frei Bahn mit Marzipan! Willkommen im Big Brother Container des Worldwide Web! Hauptsache, die Daten fliessen, die Pageviews steigen und der Rubel rollt.

Webbasierte soziale Netzwerke werden sich künftig nicht mehr gross von Boullevard-Blättern unterscheiden, ausser dass sie ihre Inhalte personalisiert verbreiten. Auf solchen Müll kann ich gerne verzichten und nutze die dadurch gewonnene Zeit lieber, um mich meiner Familie und meinen Freunden zu widmen beziehungsweise mein reales soziales Netzwerk zu pflegen. Mit Leuten online von Angesicht zu Angesicht über Gott und die Welt zu plaudern und dabei ein Glas Rotwein zu trinken und Emotionen auszutauschen, ist nun mal nicht möglich. Das echte Leben hat dem Online-Leben gegenüber einige unschlagbare Vorteile!

Welches Recht gilt in Second Life?

Second Life LogoSecond Life ist eine virtuelle Welt, in der sich Menschen aus der ganzen Welt und somit aus unterschiedlichen Kulturen und Rechtssystemen treffen. Dabei treiben sie ihr (Un-/)Wesen unter einer völlig anderen Identität in Form eines Avatars. Auf die speziellen sozialen Eigenheiten dieser virtuellen Welt im Cyberspace will ich aber gar nicht näher eingehen. Dazu wurde bereits eine ganze Menge geschrieben. Mich interessieren zur Zeit mehr die finanztechnischen und rechtlichen Aspekte. Wie jede Welt, welche der Evolutionsstufe des direkten Tauschhandels entwachsen ist, hat auch Second Life eine Währung – den Linden Dollar (LD – das Kürzel der Währung ist gleich wie meine Initialen 🙂 ). Warum alle Spiel-Währungen praktisch immer Dollar heissen müssen (seltener auch Taler, Pfund, Krone oder Schilling), ist mir bis heute ein Rätsel. Das Besondere am LD ist, dass er in reales Geld konvertierbar ist und so eine ökonomische Brücke zur realen Welt (d.h. zum First Life) existiert.

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