Ritter der Blog-Runde

Tim O’Reilly hat bei Wikia seinen Entwurf eines Verhaltenskodex für Blogger zur Diskussion gestellt. Ein Fundstück mehr in der Rubrik „Dinge, die die Welt nicht braucht“, wie ich meine. Offensichtlich hat Tim es geschafft, das Rad für Blogger neu zu erfinden. Das ist doch alter Wein in neuen Schläuchen! Für Journalisten gibt es solche Massnahmen der Selbstregulierung schon lange.

Blogger sind eine noch viel heterogenere Spezies als Journalisten und werden sich daher wohl kaum jemals normieren lassen. Wenn das Blogging standardisiert werden könnte, würde es seinen Reiz verlieren. Die meisten Blogs leben doch gerade von ihrer unkonventionellen Art der Publizistik. Dazu gehört es auch, manchmal die Grenzen auszuloten. Eine DIN (Deutsche Industrie-Norm) für Blogger, die ohnehin nur Trivialitäten enthält, ist daher völlig überflüssing und bringt sowieso nichts, wenn ein Blogger keine rechte Kinderstube gehabt hat und sich (im Web) nicht zu benehmen weiss. Die rechtlichen Rahmenbedingungen gelten für Blogger genauso wie für den Rest der Welt und benötigen keine Neuimplementierung.

Blogs sind eine moderne Form des Stammtisches in den Kneipen der globaliserten Welt. Dafür brauchen wir nun wirklich kein Umweltverträglichkeits-Zertifikat von selbst ernannten Rittern der Blog-Runde. Eine öffentliche Ächtung von „Blog-Verbrechern“ durch andere Blogger ist wesentlich wirklungsvoller und findet automatisch statt.